Immer mehr Menschen arbeiten im Rentenalter - Kaufkraft der Renten gesunken

Arbeit statt Rente

Immer mehr Ältere arbeiten auch über das Renteneintrittsalter von 65 Jahren hinaus. Die Zeitung "Die Welt" berichtete unter Berufung auf Zahlen des Bundesarbeitsministeriums, in den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl der Minijobber über 65 Jahren um knapp 40 Prozent auf 702 Tausend gestiegen. Hinzu kämen weitere 115 Tausend Ältere, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen. Selbstständige seien in der Statistik des Ministeriums gar nicht erfasst, schrieb das Blatt. Gerade Selbstständige arbeiteten jedoch oft über das offizielle Rentenalter hinaus weiter. Auch arbeitende Rentner unter 65 Jahren würden in der Statistik nicht mitgezählt.

 (DR)

Warum immer mehr Rentner arbeiten sagt die Statistik nicht. Neben gestiegenen Konsumansprüchen und Freude an einer Nebentätigkeit ist aber vermutlich die gesunkene Kaufkraft deutscher Rentner eine wesentliche Ursache. "Ein Teil will arbeiten und ein Teil wird aber auch arbeiten müssen", so Prof. Dr. Georg Cremer, Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes. Durch die Hartzreformen aus dem Jahr 2003 seien Minijobs deutlich ansprechender geworden. "Brutto gleich netto - das ist hoch attraktiv", betont Cremer.

Die "Berliner Zeitung" berichtete unter Berufung auf Berechnungen der Bank Unicredit, dass das reale Einkommen der Rentner von 2004 bis einschließlich 2008 um 8,5 Prozent gesunken sei, wenn man die Inflationsrate berücksichtige. In diesem Jahr betrage das Minus voraussichtlich gut 1,3 Prozent.

Auf dem Niveau der Siebziger
Unicredit-Ökonom Alexander Koch sagte dem Blatt, für die "substanziellen Einbußen" seien zwei Gründe verantwortlich. Seit dem Platzen der High-Tech-Blase sei die Lohnentwicklung in Deutschland sehr schwach gewesen, was auch die Renten beeinflusst habe.

Darüber hinaus wirke sich nach zahlreichen Reformen der demografische Wandel stark auf die Rentenhöhe aus. Historisch gesehen seien die Realrenten den Unicredit-Zahlen zufolge auf das Niveau von Mitte der 1970er Jahre abgerutscht.

Der Präsident des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), Adolf Bauer, sagte der Zeitung: "Es ist zu befürchten, dass die Kaufkraftverluste der Rentnerinnen und Rentner bis 2010 auf mehr als zehn Prozent ansteigen." Der tatsächliche Kaufkraftverlust für viele Rentner sei sogar noch höher, als dies die Inflationsrate nahelege. Höhere Gesundheitsausgaben würden nicht abgebildet. Darüber hinaus sei die Teuerung bei Lebensmitteln, die einen relativ hohen Anteil an den Ausgaben eines Rentnerhaushalts ausmachten, höher als die durchschnittliche Inflation. Die an den Löhnen orientierte Rentenanpassung solle daher um einen Inflationsschutz erweitert werden.


"Ich denke, wir müssen im Bezug auf die Rente noch einmal mehr in die Zukunft sehen", so Prof. Dr. Cremer. Das Problem der Absicherung der Rentner werde ein Zukunftsproblem sein. "Die Caritas ist sehr stark engagiert in der Vermittlung von jungen Menschen und der Wiedereingliederung von Menschen in den Arbeitsmarkt. "Damit solche durchbrochenen Berufsbiographien möglichst vermieden werden können", erklärt Cremer. "Und das hilft langfristig auch bei der Sicherung im Alter."