Boliviens Kirche ruft Regierung zum Weg der Versöhnung auf

Im Dialog Richtung Frieden

Die katholische Kirche in Bolivien hat die sozialistische Regierung von Präsident Luis Arce aufgerufen, zu einem Weg der Versöhnung zurückzukehren. Spaltung und Konfrontation der Gesellschaft dürften nicht weiter vertieft werden.

Bolivien: Polizisten besprühen Demonstranten mit Pfefferspray (Archiv) / © Ueslei Marcelino (KNA)
Bolivien: Polizisten besprühen Demonstranten mit Pfefferspray (Archiv) / © Ueslei Marcelino ( KNA )

Es gelte, im Rahmen der Gerechtigkeit und des Dialogs eine Lösung im Sinne des Friedens zu suchen, sagte der Vorsitzende der Bolivianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ricardo Centellas, laut Portal "Ebol" am Mittwoch (Ortszeit).

Bolivien wird nach der Verhaftung von Ex-Übergangspräsidentin Jeanine Anez am vergangenen Wochenende von Protesten erschüttert. Die Ermittlungsbehörden werfen Anez "Aufruhr" und "Terrorismus" im Zusammenhang mit den umstrittenen Wahlen 2019 vor.

Land von heftigen Unruhen erschüttert

Anez erklärte dazu, ihr werde ein Putschversuch vorgeworfen, den es nie gegeben habe. Die konservative Politikerin hatte im vergangenen Jahr die Neuwahlen organisiert, durch die die jetzt regierenden Sozialisten wieder zurück an die Macht gelangten. Die Opposition wirft der Regierung vor, einen Kurs der politischen Verfolgung einzuschlagen.

Bolivien wurde nach der Präsidentschaftswahl im Oktober 2019 von heftigen Unruhen erschüttert. Schon die erneute Kandidatur des damaligen Präsidenten Evo Morales war nach einem verloren gegangenen Referendum über eine dazu notwendige Verfassungsänderung hoch umstritten.

Morales setzte seine Kandidatur gegen das Wählervotum auf juristischem Wege durch. Nach den Präsidentschaftswahlen warf die Opposition dem seit 2006 regierenden sozialistischen Präsidenten Wahlbetrug vor, Hunderttausende gingen auf die Straße. Morales bestand zunächst auf einem Sieg im ersten Durchgang.

Schwerwiegende Manipulationsversuche

Eine Kommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sprach in einem Abschlussbericht von schwerwiegenden Manipulationsversuchen und empfahl Neuwahlen; auch bolivianische Informatiker kamen zu diesem Schluss. Morales trat auf Druck aus Reihen regierungsnaher Gewerkschaften, der Ombudsstelle des bolivianischen Volkes, der Armee und der Polizei zurück, ging zunächst nach Mexiko und später nach Argentinien ins Exil.

Er spricht seitdem von einem Putschversuch gegen ihn. Die OAS blieb hingegen bei ihrer Darstellung.

Morales' Parteifreund Luis Arce gewann die von Anez organisierten Neuwahlen deutlich. Er versprach im Wahlkampf, einen Kurs der Versöhnung einzuschlagen. Morales selbst kehrte nach Bolivien zurück und ist in führender Funktion innerhalb der Regierungspartei tätig.


Quelle:
KNA
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