Identität des Opfers geklärt - Adenauers Nachlass komplett erhalten

Trauer um Khalil

In Köln konzentrieren sich die Arbeiten am eingestürzten Stadtarchiv nun darauf, weitere Dokumente zu retten. Donnerstagabend hatten die Einsatzkräfte ein zweites Todesopfer aus den Trümmen geborgen. Angaben der Polizei zufolge handelt es sich um den vermissten 24 Jahre alten Studenten. Am Freitag retteten Arbeiter den Nachlass des ersten deutschen Bundeskanzlers und ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer unversehrt aus dem eingestürzten Archiv.

 (DR)


Am Freitagmittag wurde der Tote von seinem Vater zweifelsfrei als der seit dem Einsturz vermisste Designstudent Khalil K. identifiziert. Der junge Mann war am 3. März wegen einer Erkältung in seiner Dachgeschosswohnung an der Severinstraße geblieben. Dort wurde er beim Einsturz des benachbarten Stadtarchivs mit in den Tod gerissen.

Bis zuletzt hatten Freunde und Verwandte des 24-jährigen Marokkaners auf ein Wunder gehofft. Häufig waren sie an die Polizeiabsperrungen an der Unglücksstelle gekommen, hatten Blumen und Kerzen abgelegt. Dabei sei es immer wieder zu erschütternden Szenen gekommen, berichten Geschäftsleute aus der Nachbarschaft. Die jungen Leute hatten sich in die Arme genommen und geweint. Noch in der Nacht vor dem Leichenfund waren Familienangehörige und engste Freunde von der Feuerwehr direkt an das Trümmerfeld gebracht worden, damit sie sich selbst einen Überblick über das immense Ausmaß der Zerstörung machen konnten.

Khalils Vater möchte nun mit den Angehörigen des anderen bei dem Unglück getöteten jungen Mannes zusammenkommen, weil sich in gemeinsamer Trauer manches besser verarbeiten ließe. Der 17 Jahre alter Nachbar des Studenten war bereits am Sonntag tot aus den Trümmern des Wohnhauses Severinstraße 230 geborgen worden.

Nur wenige Meter von dieser Stelle entfernt schlugen am Donnerstagabend die Leichenspürhunde erneut an. Der Tote lag in 9,5 Metern Tiefe unter Straßenniveau und war von dichtem Trümmerschutt bedeckt. Knapp drei Stunden dauerte es, ehe die Bergungskräfte im leichten Nieselregen den Körper des jungen Mannes komplett freigelegt hatten. Die Bergung erwies sich zunächst als schwierig, da ständig Schutt und Geröll nachzurutschen drohten. Anhand der Auffindesituation und der Verletzungen gehen die Rechtsmediziner davon aus, dass der 24-Jährige unmittelbar beim Einsturz seines Wohnhauses getötet wurde.

Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) äußerte sich noch in der Nacht tief bestürzt: «Die Einsatzkräfte haben in den vergangenen Tagen alles Menschenmögliche getan, um so schnell wie möglich den Vermissten zu finden. Die ganze Stadt betrauert nun das zweite Todesopfer, das dieses schreckliche Unglück gefordert hat.«

"Echte Sensation"
Der Leiter des Rheinischen Archivberatungszentrums, Arie Nabrings, sprach mit Blick auf den geretteten Adenauer-Nachlass von einer «echten Sensation». «Zu danken haben wir dies den sehr stabilen und großen Kartons, in denen das Stadtarchiv seine Archivalien aufbewahrt hat», sagte er dem epd. In Fachkreisen würden sie «Kölner Kartons» genannt, weil die meisten anderen Archive kleinere und weniger stabile Kartons zur Aufbewahrung nutzten. Etwa 20 Prozent des Kölner Archivbestandes seien bislang unversehrt geborgen worden, sagte Nabrings.

In welchem Zustand sich Dokumente befinden, die in den 28 Meter tiefen Krater gerissen worden seien, könnten die Experten nicht abschätzten, sagte Nabrings. Vermutlich würden die Archivalien von dort als feuchter Klumpen geborgen. Dennoch sei er Optimist. «Heutzutage können wir mit moderner Technik viel bewirken.» Die Feuerwehr geht davon aus, dass die Bergung von Archivalien an der Unglücksstelle in der Kölner Südstadt bis zu einem Jahr dauern wird.