Äbtissin würde Gefängnisaufenthalt für Kirchenasyl hinnehmen

"Ich hätte ein gutes Gewissen"

​Die fränkische Ordensfrau Mechthild Thürmer würde für die von ihr gewährten Kirchenasyle notfalls ins Gefängnis gehen. "Ich könnte nicht stolz darauf sein, sondern ich müsste es dann einfach hinnehmen", sagte die Ordensfrau.

Mechthild Thürmer / © Marion Krüger-Hundrup (KNA)
Mechthild Thürmer / © Marion Krüger-Hundrup ( KNA )

"Ich hätte ein gutes Gewissen, weil ich mich für das, was ich für richtig halte, eingesetzt habe", erklärte die Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Maria Frieden in Kirchschletten den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag). 

Die 62-Jährige war zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie einer Eritreerin Kirchenasyl gewährt hatte. Nachdem sie die Zahlung verweigerte, drohte ihr das Amtsgericht Bamberg eine "empfindliche Freiheitsstrafe" an und legte ihr nahe, ihr Verhalten zu überdenken. Die Ordensfrau bestritt den Vorwurf rechtswidrigen Handelns und berief sich auf ihr Gewissen.

"Gegen die Grundüberzeugung"

Thürmer bekräftigte im Interview ihre Absicht, sich nicht "freikaufen" zu wollen und auch an einem aktuell gewährten Kirchenasyl für eine Kurdin festzuhalten. "Ich mache nicht vorsätzlich etwas, was dem Verfahren schaden könnte, aber ich kann doch diejenige, die jetzt noch bei uns ist, nicht einfach wegschicken und schutzlos lassen." Ein solcher Schritt widerspreche ihrer Grundüberzeugung.

Die Äbtissin beklagte den ihrer Ansicht nach mangelnden Respekt vor dem Kirchenasyl. "Das Kirchenasyl ist eine Tradition, die es schon seit der Antike gibt", betonte sie.

"Es geht ja in jedem Fall um einen Menschen, der in seinem Land keine Perspektive mehr hatte und viele Verletzungen erlitten hat. Dass man dem nicht mehr helfen soll, finde ich schlichtweg Wahnsinn." Sie äußerte die Hoffnung, dass ihr Verfahren zu einer erneuten Aufwertung des Kirchenasyls beitragen könne.

Deutsches Asylsystem teilweise "unmenschlich"

Das deutsche Asylsystem nannte die Ordensfrau teilweise "unmenschlich". "Da werden die Leute nachts um drei aus den Betten geholt, um abgeschoben zu werden, das kann ich echt nicht nachvollziehen", sagte sie und fügte hinzu: "Die Schicksale der Menschen betreffen mich schon sehr - sonst würde ich das alles nicht machen."

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Die Praxis zwischen Behörden und Kirchen ist zunehmend umstritten.

Kirchenasyl

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Schon aus dem vierten Jahrhundert ist bekannt, dass Flüchtlinge in Kirchen Schutz suchten.

Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA