Te Deum von Hector Berlioz

Hymne und Gebet

Nicht weniger als 900 Mitwirkende hatte die Uraufführung des Te Deum op. 22 von Hector Berlioz in der Pariser Kirche St-Eustache am 30. April 1855.

Hector Berlioz / © Gemeinfrei
Hector Berlioz / © Gemeinfrei

Hector Berlioz gehört zu den wichtigsten Komponisten Frankreichs im 19. Jahrhundert und gilt als Begründer der sinfonischen Programmmusik sowie der modernen Orchesterinstrumentation. Vielfach steht er aber auch in der Kritik, seine Werke seien zu schwerfällig und aufgrund der Vielzahl der Mitwirkenden kaum spielbar. Neben dem Requiem gehört das Te Deum zu seinen großen Kompositionen, die an Bombastik und Monumentalität kaum zu überbieten sind und in ihrer Entstehungszeit die Musik revolutionierten. Berlioz widmete das Werk Napoléon Bonaparte und legte diese Komposition entsprechend groß an: Drei Chöre, davon zwei gemischte und ein Knabenchor, ein Solo-Tenor, Orgel und ein großes Orchester. An der Uraufführung in der Kirche St-Eustache 1855 zur Eröffnung der Pariser Weltausstellung wirkten 900 Personen mit.

Berlioz bediente sich des frühmittelalterlichen kirchlichen Te Deum-Hymnus, stellte den Text aber aus dramaturgischen Gründen leicht um und unterteilte ihn in sechs Abschnitte, die er abwechselnd als "Hymne" und "Gebet" bezeichnete. Das Werk beginnt mit fünf gewaltigen Akkorden, die abwechselnd von vollem Orchester und voller Orgel gespielt werden. Sie gleichen einem Dialog zwischen weltlicher Herrschaft und alter kirchlicher Pracht. Danach setzt der Chor mit dem Hauptthema des ersten Abschnitts ein.

Einer der Höhepunkte in Berlioz‘ Te Deum ist das Sanctus im 2. Satz. Dieser Abschnitt wird dreifach gesteigert wiederholt. Dabei übernehmen im ersten Anlauf die Frauenstimmen die Engel, Cherubim und Seraphim. Die Apostel, Propheten und Märtyrer im zweiten Anlauf werden von den Tenören besungen, während die Bässe die lobpreisende Kirche auf dem Erdenrund verkörpern. Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2000 in Sydney wurde dieser Abschnitt zum Entzünden des Olympischen Feuers eingespielt.

Ähnlich wie bei seinem Requiem verwendete Hector Berlioz auch im Te Deum Elemente aus der "Messe solennelle", die er als 20-jähriger geschrieben, später aber verworfen hatte. So ist das "Tu Christe, rex gloriae" im Te Deum aus dem "Resurrexit" der Messe entnommen.

Eine weitere Gemeinsamkeit von Requiem und Te Deum ist die Verwendung einer Solostimme in lediglich einem Satz der Komposition. Im "Te ergo quaesumus" ist es auch wieder ein Tenor, der den den Hymnus abschließenden Teil der Bitten mit einer Arie einleitet, die an einigen Stellen vom Chor begleitet wird. Im letzten Satz erfährt das bombastische Werk des Komponisten noch einmal eine glanzvolle Krönung.

CD-Tipp:

Hector Berlioz: Te Deum op. 22 für drei Chöre, Solo, Orgel und Orchester

Ausführende: Chor und Orchester der Voices of Ascension, Young Singers of Pennsylvania, John Aler (Tenor)

Leitung: Dennis Keene

Erschienen bei Delos

(Erstsendedatum: 22.11.2015, Wiederholung: 20.11.2016)