Hospize und ihre Patienten werden künftig entlastet

Ein Durchbruch

Die Arbeit von Hospizen und ambulanten Hospizdiensten für Sterbenskranke in Deutschland wird künftig bedeutend einfacher. Auch die Patienten werden künftig finanziell entlastet. Denn am Samstag treten mehrere Neuregelungen für die Finanzierung für die Hospizarbeit in Kraft, die der Bundestag Mitte Juni beschlossen hatte.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Die Hospizbewegung spricht von einem Durchbruch: Endlich sei die Betreuung schwerst- und sterbenskranker Menschen auf eine solide Basis gestellt, erklärte die Vorsitzende des Hospiz-Verbandes, Birgit Weihrauch. Sie appellierte an die Krankenkassen, jetzt zügig mit den Leistungserbringern zu verhandeln und das Gesetz umzusetzen. «Bis spätestens Ende des Jahres muss alles unter Dach und Fach sein», forderte sie.

Bislang war die Lage der rund 1.500 ambulanten Hospizdienste und der mehr als 160 stationären Hospize in Deutschland nach eigener Darstellung alles andere als rosig: «Die Hospizarbeit steht vor existenziellen Problemen», erklärte der Verband noch im März mit Blick auf immer mehr Betreuungsfälle - bei gleichbleibender Finanzierung. Im ambulanten Bereich sei eine große Zahl der Hospizdienste in ihrer Existenz bedroht.

Auch die Deutsche Hospiz Stiftung sprach am Freitag von einem großen Fortschritt: Künftig müssten Patienten für ihren Aufenthalt in einem stationären Hospiz keinen Eigenanteil mehr bezahlen. Bislang seien die Kosten für die Sterbenskranken mit bis zu 90 Euro pro Tag «oft unzumutbar hoch» gewesen, erläuterte Stiftungsvorstand Eugen Brysch.

Zudem sind die gesetzlichen Krankenkassen verpflichtet, 90 Prozent des anerkannten Tagesbedarfssatzes zu übernehmen, für Kinderhospize sogar 95 Prozent. Die Neuregelung begrenzt damit auch den Eigenanteil der stationären Hospize auf zehn Prozent, bei Kinderhospizen auf fünf Prozent. Bislang mussten die stationären Hospize rund 30 Prozent ihrer Kosten selbst aufbringen.

Das neue Gesetz stellt auch klar, dass die ärztliche Behandlung von Sterbenskranken, die von ambulanten Diensten zu Hause versorgt werden, mit den Kassen abgerechnet werden kann. Zudem erhalten die Hospizdienste künftig nicht mehr eine feste Pauschale, sondern Zuschüsse nach der Zahl der Patienten. Damit wird laut Weihrauch eine «zum Teil erhebliche Unterfinanzierung» beseitigt.

«Dem notwendigen Ausbau insbesondere der ambulanten Hospizarbeit steht nichts mehr im Weg», freut sich der stellvertretende Vorsitzende des Hospizverbands, Horst Schmidbauer. Das sei auch ein Signal der Politik an die mittlerweile mehr als 80.000 Ehrenamtlichen in Deutschland, die sich in der Hospizarbeit engagierten.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Hospiz-Verbandes rund 1.500 ambulante Hospizdienste, 162 stationäre Hospize und 166 Palliativstationen. Ziel der Hospizbewegung ist es, sterbenskranken Menschen einen würdevollen Tod zu ermöglichen und sie in der letzten Lebensphase medizinisch und spirituell zu begleiten. Sie will damit auch dem Ruf nach aktiver Sterbehilfe in Deutschland etwas entgegensetzen.