Evangelische Theologin will Bilder vom weißen Jesuskind infrage stellen

Holder Junge im gold-lockigen Haar?

Die evangelische Theologin Sarah Vecera hat Christen dazu aufgerufen, Darstellungen und eigene Vorstellungen vom weißen Jesuskind infrage zu stellen. "Der uns an Weihnachten geborene Retter der Welt war Person of Color. Punkt", sagt sie.

Autor/in:
Franziska Hein
Eine Krippenfigur des Jesuskindes / © Cristian Gennari (KNA)
Eine Krippenfigur des Jesuskindes / © Cristian Gennari ( KNA )

"Es fühlt sich selbst für mich ungewohnt an und auch ich kriege das weiße Baby nur schwer aus meinem Kopf raus, auch wenn ich mir intellektuell darüber im Klaren bin, dass das richtig ist", sagte Vecera dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der holde Knabe mit lockig blondem Haar sei allgegenwärtig, sagte die Bildungsreferentin mit Schwerpunkt "Rassismus und Kirche", die für die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Sitz in Wuppertal arbeitet. Seit dem 15. Jahrhundert begegne Christen nur einer der "Weisen" hin und wieder als Person of Color an der Krippe.

Vertraute Bilder aus der Erzählung von Jesu Geburt

Die vertrauten Bilder aus der Erzählung von Jesu Geburt an Weihnachten seien tief verankert in den Menschen. Manche dächten vielleicht, es sei klar, dass man sich Jesus bildlich so vorstelle, wie die Menschen hier aussähen. Doch dabei seien zwei entscheidende Punkte nicht berücksichtigt.

Dahinter stehe zum Einen die Annahme, dass Deutsch gleich weiß sei. Das stimme so nicht mehr, denn 25 Prozent aller Erwachsenen und 42 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren hätten eine Migrationsgeschichte.

Zum anderen bestehe für weiße europäische Menschen eine besondere Gefahr, sich Jesus anzueignen. "Mit der Geschichte weißer Vorherrschaft im Gepäck geht dies nämlich Hand in Hand mit ungleichen Machtverhältnissen, die wir geschichtlich und strukturell nicht ausklammern dürfen als Kirchen. Es waren europäische Christ*innen, die die Rassenideologie mit erfunden haben", betonte Vecera.

Aufschrei gegen einen schwarzen Jesus

Der Aufschrei gegen einen schwarzen Jesus sei in der Debatte immer noch größer als der gegen einen weißen Jesus, unterstrich sie. "Das ist doch schräg und zeigt, wie sehr wir uns - und da schließe ich mich ein - an den holden Jungen im gold-lockigen Haar gewöhnt haben und wie selbstverständlich Weiß-Sein in der Kirche vertreten ist."

Vecera empfiehlt Christen, in der eigenen Kirche oder der eigenen Familie vorzuschlagen, die Krippendarstellungen zu ändern und dann zu sehen, wie die Menschen darauf reagierten.


Quelle:
epd