Reliquienraub aus Regensburger Kirche

Hoher ideeller Wert

Aus der katholischen Kirche Sankt Wolfgang in Regensburg sind über 1.000 Jahre alte Reliquien gestohlen worden. Es handelt sich um sterbliche Überreste des Namenspatrons, der zugleich als Bistumsheiliger verehrt wird. 2004 gab es schon mal einen Raub.

Autor/in:
Barbara Just
Polizeiabsperrung / © Franz 12 (shutterstock)

Die Reliquien wurden laut Polizei am Montag zwischen 12 und 14 Uhr aus einer Stahlumfassung herausgebrochen. Im Eingangsbereich der Kirche südwestlich des Regensburger Hauptbahnhofs befindet sich eine Gedenkstätte für den Heiligen in Form eines Hochgrabes. Zentraler Ort seiner Verehrung ist die Wolfgangskrypta in Sankt Emmeram. Der nach ihm benannten Gemeinde sei durch den Diebstahl ein Schaden von mehreren tausend Euro entstanden, viel höher aber wiege der ideelle Wert, heißt es.

Die Kriminalpolizei ermittelt wegen eines besonders schweren Falls von Diebstahl. Wer Beobachtungen zur Tat gemacht habe, verdächtige Personen und Handlungen zur genannten Zeit, Fahrzeuge oder Sonstiges, was in Bezug stehen könnte, gesehen habe, solle die Polizei unter der Telefonnummer (09 41) 5 06 28 88 anrufen.

Nicht der erste Raub

Auf der Homepage der Pfarrei wird darauf verwiesen, dass die Reliquien "mit äußerster Gewalt aus dem Panzerglas trotz der doppelt verankerten Stahlumfassung herausgebrochen worden" seien. Das alles habe sich ereignet wenige Tage vor dem Wolfgangsfest am 31. Oktober.

Wie ein Bistumssprecher sagte, wurden aus der Pfarrkirche 2004 schon einmal Reliquien des Heiligen gestohlen, die dann nicht mehr auftauchten. Mit Polizei und Sicherheitsexperten seien daraufhin Vorkehrungen getroffen worden, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen könne. Der damalige Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller habe der Pfarrei aus dem ihm zur Verfügung stehenden Reliquienbestand Ersatz verschafft.

Über den heiligen Wolfgang

Der heilige Wolfgang ist der Patron des Bistums Regensburg. Er wurde um 924 in Pfullingen bei Reutlingen geboren und in der Klosterschule auf der Reichenau erzogen. Später wirkte er als Lehrer und Leiter der Domschule in Trier. Im Jahre 965 trat Wolfgang als Mönch in die Benediktinerabtei Einsiedeln ein, wo ihn Bischof Ulrich von Augsburg zum Priester weihte.

Im Jahr 972 bestieg er den Bischofsstuhl in Regensburg. Er leitete das Bistum über zwei Jahrzehnte. Höhepunkte seines Wirkens waren die Abtrennung des Bistums Prag, die Reform der Klöster und sein soziales Engagement. Wolfgang starb am 31. Oktober 994 in Pupping bei Linz und wurde im Kloster Sankt Emmeram in Regensburg beigesetzt. Zur Heiligsprechung am 7. Oktober 1052 durch Papst Leo IX. wurden die Gebeine des Diözesanpatrons in die neu erbaute Wolfgangskrypta in der Kirche Sankt Emmeram übertragen.


Quelle:
KNA