Hochwasser in Venedig

 (DR)

Es sind erschreckende Bilder: Wasserbusse schleuderte der starke Wind ans Ufer und versenkte einige, mindestens 60 Schiffe wurden beschädigt. Gondeln und Boote wurden aus Vertäuungen gerissen und trieben durch Kanäle. Hotels wurden überschwemmt. Wasser flutete auch den Markusdom, bis zu 1,10 Meter hoch soll es gestiegen sein. Die Krypta glich einem Schwimmbad. Auch das Opernhaus "La Fenice" stand laut Medien in Teilen unter Wasser.
Auf dem Markusplatz – einer der bekanntesten Touristenattraktionen der Welt – stiefelten am Dienstag noch schaulustige Besucher durch das hüfthohe Wasser. Doch dann wurde es zu gefährlich, Polizisten fuhren mit Booten über den Platz.

Auch Bürgermeister Brugnaro watete durch die Wassermassen. "Venedig wurde in die Knie gezwungen. Der Markusdom hat schwere Schäden abbekommen, genauso wie die ganze Stadt und die Inseln", sagte er. Er macht den Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich. Um kurz vor Mitternacht war das Wasser – angetrieben durch starken Wind – auf 187 Zentimeter über dem normalen Meeresspiegel gestiegen. Das sei der höchste Wert seit der verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 194 Zentimeter erreicht wurden, teilte die Gemeinde mit.

Wissenschaftler warnen seit langem vor den Folgen des Erderwärmung für die Welterbestadt, die in einer Lagune an der Adria liegt. Schmelzen Eis und Gletscher, so erhöht sich der Meeresspiegel. Je mehr der Meeresspiegel steigt, desto höher ist das Risiko von Überflutungen. Auch sackt der Boden in Venedig ab. Ein Großteil der Gebäude wurde auf Pfählen gebaut. Ebbe und Flut und Wellenbewegungen durch Schiffe gefährden die Bauten. Kritiker machen zudem das Ausbaggern von Fahrrinnen für große Schiffe für das Absacken verantwortlich.

In Venedig entstehen elektronische Barrieren in der Lagune, die bei Hochwasser ausgefahren werden können. Das Projekt namens "Mose" hat sich allerdings unter anderem durch einen Korruptionsskandal verzögert. Einige Bewohner sehen aber genau in dem Projekt, das sie schützen soll, den Untergang. "Dieses Hochwasser ist von Menschen gemacht", sagte Petra Reski, deutsche Journalistin, die seit 30 Jahren in Venedig lebt, der Deutschen Presse-Agentur. "Wegen des 'Hochwasserschutzes' kommt das Wasser schneller rein und fließt schlechter ab."
(Quelle: dpa, Stand 13.11.2019)