Hochamt Kölner Dom am Dreifaltigkeitssonntag - die Predigt zum Nachhören und als Video

"Keine Frage abgehobener Theologie"

domradio übertrug am Dreifaltigkeitssonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. In seiner Predigt warnte Generalvikar Dominik Schwaderlapp davor, die Dreifaltigkeit lediglich als Thema für "Spekulationen abgehobener Theologen" zu betrachten. "Nein, diese Frage führt uns zu unserem Gottesbild - und damit zu unserem Welt- und Menschenbild."

 (DR)

Der Kölner Domchor sang unter der Leitung von Domkapellmeister Prof. Eberhard Metternich die "Missa Octavi Toni" von Orlando di Lasso. Die Orgel spielte Domorganist Prof. Winfried Bönig. Zum Einzug sang die Gemeinde im Wechsel mit dem Chor das Lied "Nun jauchzt dem Herren alle Welt", im Gotteslob Nummer 474.

Dreifaltigkeit
Mancher denkt bei dem Wort "Dreifaltigkeit", es handle sich um eine zusätzliche Theorie über Gott, die sich die Theologen ausgedacht hätten und die den Glauben unnötig erschwere. Aber auch wenn das Wort erst später entstanden ist, steht die Frage, um die es geht, gleich am Anfang der Kirche: Dass es nur einen einzigen Gott geben kann, war für die ersten Christen als gläubige Juden selbstverständliche Voraussetzung. Wie sollten sie ihre Erfahrungen mit Jesus Christus und dem Wirken des Heiligen Geistes in ihnen selbst mit dem einen Schöpfer- und Rettergott Israels zusammen denken? Über viele Umwege kamen sie immer wieder zu dem Schluss: Nur wenn Gott selbst in Jesus Christus erschienen ist, nur wenn Gott selbst im Heiligen Geist in uns wirkt, nur dann sind wir erlöst und nur dann ist unser Gott der eine und einzige Gott der Bibel. Weder können es drei Götter sein noch spielt uns Gott in Jesus oder im Heiligen Geist etwas vor, was er nicht ist. Diese Spannung versucht das Wort von der göttlichen Dreifaltigkeit auszudrücken.

Erste Lesung
Das Buch der Sprichwörter gehört zur jüngeren Literatur des Alten Testaments. In dieser Zeit setzte sich das Judentum mit der griechischen Kultur fruchtbar auseinander, in der die "Liebe zur Weisheit" ("Philosophie") eine zentrale Rolle spielte. Jüdische Denker überlegten, wo die Weisheit in ihrer eigenen Tradition vorkomme. Der Autor des Sprüchebuches erkennt sie in der Schöpfungsordnung Gottes und in seiner guten Weisung. So schildert er hier die Weisheit als ein Kind in Gottes Nähe, das spielend an der Schöpfung mitwirkt. An diese Überlegungen knüpfte die frühe Christenheit an, als sie das Verhältnis zwischen Jesus Christus und Gott zu erfassen suchte, indem sie den Mann aus Nazaret als Gottes Weisheit bezeichnete.

Zweite Lesung
Die Christen dürfen sich rühmen - doch das ist keine Angeberei. Sie rühmen sich nicht eigener Leistungen, sondern ihrer Hoffnung, die ihnen völlig unverdient geschenkt worden ist. Daher kann Paulus auch den scheinbar unsinnigen Satz sagen: Wir rühmen uns unserer Bedrängnis. Kann man auf Bedrängnis stolz sein? Ja, wenn sie mit Geduld ertragen wird,  wenn man so Gott die Ehre gibt und sich bewährt. Das gibt neuen Mut, neue Hoffnung. Dies ist aber nur möglich, weil die Glaubenden in neuer Gemeinschaft mit Gott stehen: Durch Christus sind sie mit Gott versöhnt, im Heiligen Geist erfahren sie Gottes Liebe. Dreifaltigkeit Gottes bedeutet auch: Gott thront nicht unberührt von unserem Leid in einem fernen Himmel, sondern ist uns ganz nah.

Evangelium
Der Geist lässt sich nicht von Vater und Sohn trennen. So wenig, wie Christus sich gegen den Vater ausspielen lässt, so wenig der Geist gegen beide. Die wechselseitige Verflochtenheit stellt Johannes auf vielfältige Weise dar. Hier betont er, dass der Geist in die Wahrheit des Sohnes einführt: Gottes Geistkraft hilft zu erkennen, was es mit dem Sohn auf sich hat. Im Geist ist die Begegnung mit Christus auch nach dessen irdischem Leben noch möglich, und so  öffnet sich der Weg zum Vater.