Hitzeschutz an den Hundstagen

Von Wasser, Wachs und Kieselsteinen

Ab in den Schatten - wir Menschen finden meist ein Plätzchen, um der sommerlichen Hitze zu trotzen. Die Pflanzen haben keine Fluchtmöglichkeiten, sie stehen in der prallen Sonne. Das bedeutet Stress und mittlerweile sieht man es Blumen und Bäumen auch an, es fallen schon erste gelbe Blätter zu Boden. Was also tun? Und wie schützen Pflanzen sich selbst?

 (DR)

Schwüle Hitze, Sommerglast, und die Gewitter wirken eher wie ein Saunaaufguss im Freien. Bei all der Sommerfreude: Mensch, Tier und vor allem auch die Pflanzen leiden schon unter dieser anstrengenden Wetterlage – es sind die Hundstage.

Vom Himmel tropfender Speichel

In ganz Europa werden die heißen Sommertage vom 23.Juli bis zum 23.August Hundstage genannt. Namensgebend ist das Sternbild Großer Hund (Canis Major). In antiker Zeit ging dies Sternbild genau in dieser Zeit am Himmel mit der Sonne auf, mit dem Sirius als hellstem Stern. Im altägyptischen Kalender nahm Sirius als „Bringer der Nilschwemme“ schon im dritten Jahrtausend v. Chr. einen besonderen Rang ein. Die Griechen sahen in ihm eher den Bringer der schlimmsten Sommerhitze. Arabische Astronomen schoben ihm die flirrende Hitze als Auslöser der Fata Morgana zu, als „vom Himmel tropfender Speichel des Hundssterns“.

Schatten gesucht

Die Tage des Hundes, die Hundstage – schon die Antike kannte diesen Begriff. Der reale Vierbeiner liegt dieser Tage hingegossen hechelnd in irgendeiner Ecke. Er träumt von einem dunklen Raum, wo er sich bäuchlings über kühlen Fliesen erholen kann. Wir Menschen gehen zum Baden oder werfen, wo immer wir können, die Klimaanlage an.

Und unsere Pflanzen? Sie müssen bleiben, wo sie sind. Sie sind der Hitze ausgeliefert. Manche Pflanzen darben, weil es der Gärtner Schuld ist. Wer zum Beispiel schattenliebende Funkien ihrer schönen Blätter wegen in die pralle Sonne gesetzt hat, muss jetzt zusehen, wie sie Sonnenbrand bekommen. Aber es gibt auch Pflanzen, die sich selbst vor der Sonne schützen und damit reichlich von ihr vertragen können.

Sonnenschutz aus Fell, Wachs und ätherischem Öl

Wollige Königskerze oder Wollziest haben sich ein schützendes Fell zugelegt. In hellem silbergrau. Das reflektiert die Sonnenstrahlen und isoliert die Blattoberfläche wie eine dicke Styroporschicht unsere Hauswand. Und es spart Wasser. Einen ähnlichen Effekt erzielen Fetthenne, Mauerpfeffer, Kaukasus-Storchschnabel oder Silber-Hornkraut mit einer dicken Wachsschicht auf den Blättern.

Das Hornkraut schützt sich übrigens doppelt vor der Sonnenglut: Es hat seine Blattoberfläche reduziert auf das Nötigste, sie sind nadelförmig. Viele Küchenkräuter machen das auch so gemacht: Rosmarin, Wermut oder Beifuß zum Beispiel. Auch sie fahren eine Doppelstrategie: In ihren Adern fließt nicht einfach nur Wasser, sondern ätherische Öle. Sie sind schwerer als Wasser und verdunsten langsamer. Ein köstlicher Duft mischt sich da unter die Sommerhitze. Trotzdem: irgendwann brauchen auch diese Pflanzen Wasser und sie haben gern einen kühlen Fuß.

Mineralischer Mulch

Die Pflanzen, die Wassermangel signalisieren, am besten frühmorgens wässern, dann aber gründlich, 30ltr. pro Quadratmeter ist die Faustregel. Dabei die Pflanzen auch erziehen: bekommen sie erst kurz vor dem Schlappmachen Wasser, bilden sie besser Wurzeln in die Tiefe aus. Vor dem Austrocknen schützt Mulch. Und wenn dieser aus Kies oder Splitt besteht, sorgt er bei den Pflanzen sogar für kühle Füße. Mineralischer Mulch wird das genannt.

Aber Rosen, Stauden, Sommerblumen, die im Kiesbett stehen? Die Meinungen gehen da weit auseinander, aber immerhin schützt der Kies gerade während der Hundstage vor der Hitze. Und er macht den Garten auch pflegeleichter. Aber auch schöner? Wer seinen Garten ganz trendy mit Kies ausfüllt und nur einen Buchs einsetzt, ist eher ein nüchterner Mathematiker als ein leidenschaftlicher Gärtner. Aber ein ganzes Staudenbeet im Kiesbett kann seinen Reiz haben, zumal wenn die Pflanzen dominieren und nicht der Kies. Wohl fühlen sich darin vor allem die kargen Fels gewöhnten Pflanzen des Mittelmeerraumes. Da kann man getrost die Gießkanne beiseitelassen.

Und so ist an Hundstagen wie diesen auch dem Gärtner geholfen, bevor es dann Montag etwas kühler wird und manch Gartenarbeit wieder leichter fällt.

Tipp: Wer selbst einen Kiesgarten anlegen möchte findet viele Anregungen in dem Buch von Bernd Hertle: Kiesgärten. Blütenpracht ohne Gießen. Gräfe und Unzer Verlag München, 2010