Historiker: Durchgreifen gegen israelische Terroristen ist Illusion

Praktisch geschützt

Israels Umgang mit israelischem Terrorismus wird sich auch nach den jüngsten Anschlägen nicht ändern, sagt der Historiker Moshe Zimmermann. Unterdessen nahm der Geheimdienst einen Verdächtigen im Fall Kloster Tabgha fest.

Festnahme eines Verdächtigen (dpa)
Festnahme eines Verdächtigen / ( dpa )

"Für das Ausland ist es wichtig, dass der Premier so etwas sagt", sagte Moshe Zimmermann, Historiker und Professor an der hebräischen Universität in Jerusalem am Montag im domradio.de-Interview. Nach den Anschlägen auf eine palästinensische Familie und auf eine Schwulenparade hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Politik der "Null Toleranz" gegen Hassverbrechen angekündigt. "Wir sind entschlossen, mit aller Kraft gegen das Phänomen des Hasses, des Fanatismus und des Terrorismus von jeglicher Seite anzukämpfen", sagte der Regierungschef bei einer Kabinettssitzung am Sonntag.

"Bloße Illusion"

Doch Historiker Zimmermann zeigte sich skeptisch: "Das in Taten umzusetzen, ist eine bloße Illusion." Die israelische Regierung von heute sei nationalistisch und rechtsorientiert. Die Anschläge nannte Zimmermann haarsträubend. Am Freitagmorgen hatten militante Siedler das Haus einer palästinensischen Familie im Westjordanland angezündet. Ein 18 Monate altes Kind starb an Brandverletzungen, weitere Familienmitglieder wurden lebensgefährlich verletzt. Am Donnerstagabend hatte ein ultraorthodoxer Jude bei der Gay-Pride-Parade in Jerusalem sechs Menschen niedergestochen.

"Die Regierung wird nie den jüdischen Terrorismus so behandeln wie den arabischen Terrorismus", ist Moshe Zimmermann überzeugt. Das sehe man schon daran, dass jüdische Terroristen kaum festgenommen würden. Der israelische Sicherheitsdienst sei sehr lasch in seinem Umgang mit dem jüdischen Terrorismus. Daran werde sich kaum etwas ändern. Laut Zimmermann werde nun eine neue Art von Festnahme eingeführt, die administrative Festnahme. Doch praktisch seien israelische und jüdische Terroristen geschützt.  Die Terroristen hätten sehr gute Rechtsanwälte. Viele Israelis seien damit einverstanden, Palästinenser einzuschüchtern.

Israels Geheimdienst nimmt Terrorverdächtigen fest

Unterdessen hat Israels Inlandsgeheimdienst Schin Bet den meistgesuchten jüdischen Terrorverdächtigen Meir Ettinger festgenommen und unter Arrest gestellt. Wie die Tageszeitung "Haaretz" (Onlineausgabe Montagabend) berichtete, soll Ettinger, ein Enkel des 1990 in New York ermordeten radikal-zionistischen Politikers Meir Kahane, wegen des Verdachts der Beteiligung an einer jüdisch-extremistischen Gruppierung vernommen worden sein. Der 24-Jährige wird verdächtigt, seit 2014 eine Reihe von Attentaten auf Palästinenser geplant zu haben.

Laut dem Bericht ging der Festnahme die Anordnung von Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon voraus, eine Reihe von bekannten rechtsgerichteten Aktivisten unter sogenannte Administrativhaft zu stellen. Diese ermöglicht das Festhalten von Verdächtigen ohne Anklage und Verteidigung. Sollte Ettinger die Zusammenarbeit mit den Behörden verweigern, droht ihm den Angaben zufolge ebenfalls Administrativhaft.

Ettinger: Kirchenglocken stören jüdisches Gebet

Schin Bet wirft Ettinger unter anderem vor, Kopf einer jüdischen Untergrundgruppe zu sein, die für den Brandanschlag auf das deutsche Benediktinerkloster in Tabgha im Juni verantwortlich ist. Ettinger wies die Anschuldigungen laut dem Bericht zurück und erklärte, es gebe keine solche Untergrundgruppe. Gleichzeitig kritisierte er die israelische Regierung. Diese lasse zu, dass in Israel Götzendienst in Kirchen und Moscheen betrieben werde und Kirchenglocken das jüdische Gebet störten. Diese Entweihung müsse bekämpft werden.

 


Quelle:
DR , KNA