Historiker beleuchten das Rom des Mittelalters

Papsttum, Herrschaft, Macht

Papsttum, Herrschaft und Macht waren gerade im Mittelalter oft schwer zu trennen. In Düsseldorf befassen bis Freitag Historiker aus Deutschland, der Schweiz und Österreich mit dem Thema.

Autor/in:
Martina Gnad
 (DR)

Und auch mit dem Thema "Die Päpste des frühen Mittelalters und die Frauen".

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: "Die Päpste des frühen Mittelalters und die Frauen" heißt der Vortrag. Und der Titel regt die Phantasie manches Zuhörers an. Daher stellt Professor Gerhard Lubich aus Bochum an diesem Donnerstag im Düsseldorfer Schloss Mickeln gleich klar: Über amouröse Verwicklungen wird er nicht sprechen. Denn im Mittelalter brauchten die Päpste Frauen, vor allem Königinnen, für etwas ganz anderes. Als "Gatten-Flüsterinnen" sollten sie ihre Männer für den römisch-katholischen Glauben begeistern. Organisiert hat die Tagung, die bis Freitag dauert, das Historische Seminar, Abteilung Mittelalter, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Die Vorträge decken sehr verschiedene Bereiche ab, etwa das Konzil von 1049 bis 1179 unter päpstlicher Herrschaft, die Papstreisen nach Frankreich im 11. und 12. Jahrhundert und die Enteignungen der päpstlichen Ländereien. Und eben auch das Verhältnis der Päpste zu den Frauen.

"Aus der Korrespondenz der Päpste kann man einen Wandel in den Beziehungen feststellen", erläutert Lubich den rund 50 anwesenden Kollegen. Um 600 nach Christus habe der Papst in seiner Funktion als Bischof von Rom Verwaltungsaufgaben wahrnehmen müssen und deshalb auch Anträge von Frauen erhalten. Interessanter sind nach Ansicht des Wissenschaftlers aber die Versuche der Missionspolitik, in die auch Herrscherinnen einbezogen wurden. Sie sollten entweder den Gatten oder gleich ihr ganzes Volk zum rechten Glauben führen. Später änderte sich diese Haltung der Päpste. Im 11. Jahrhundert habe man nur noch notgedrungen mit Herrscherwitwen korrespondiert, davon abgesehen "wurde weder über noch an Frauen geschrieben".

Grußwort von Jürgen Rüttgers
Dass die Päpste sich aber nicht immer aktiv in die weltliche Politik einmischen wollten, erläutert Rudolf Schieffer, Mediävist aus München. Er spricht über das "Papsttum und neue Königreiche im 11./12. Jahrhundert". In dieser Zeit hätten sich europaweit viele Adelige an das Oberhaupt der katholischen Kirche gewandt, um ihre neuen Königreiche quasi religiös "legitimieren" zu lassen. Selten zur Freude der Päpste, wie Schieffer betont: "Sie haben sich ihre Klienten meist nicht ausgesucht und deren kirchlichen Eifer musste man eher kritisch beurteilen." Aber da es von 1056 bis 1155 keinen starken Kaiser und damit kein gemeinsames weltliches Oberhaupt gab, "führten für die verschiedenen Könige eben bald alle Wege nach Rom".

Kein König, aber doch ein Politiker findet sich am Donnerstag in Schloss Mickeln ein: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hält das Grußwort und würdigt dabei auch das Werk seines ehemaligen Geschichtsprofessors Odilo Engels aus Köln, der auf der Tagung 80. Geburtstag feiert.