Hinweise auf vermisste Studenten in Mexiko

Pfarrer berichtet von brutalen Morden

Im Fall der 43 vermissten Studenten in Mexiko hat nun ein bekannter Geistlicher ausgesagt. Augenzeugen hätten ihm berichtet, dass einige Studenten bei lebendigem Leib verbrannt wurden und alle tot seien.

43 Studenten werden vermisst  (dpa)
43 Studenten werden vermisst / ( dpa )

Im Fall der 43 vermissten Studenten in Mexiko hat der bekannte katholische Geistliche und Menschenrechtsaktivist Alejandro Solalinde die Generalstaatsanwaltschaft über seine Erkenntnisse informiert. Einen entsprechenden Medienbericht bestätigte Solalinde am Donnerstagabend (Ortszeit) via Twitter.

Dem wegen seines Einsatzes für die Menschenrechte mehrfach ausgezeichneten Priester hatten sich Augenzeugen anvertraut und berichtet, dass die Studenten teilweise bei lebendigen Leib verbrannt worden seien. Alle 43 Studenten seien tot.

Zeugen wandten sich an Priester

Weil sie der Polizei nicht trauten, hätten sich die Zeugen an den Priester gewandt. Zum Schutz der Augenzeugen habe Solalinde keine Namen genannt, aber die Schilderungen weitergegeben. Begleitet wurde er dabei von der Schriftstellerin und Journalistin Elena Poniatowska.

Die Generalstaatsanwaltschaft hatte zuvor einen Haftbefehl gegen den Bürgermeister der Stadt Iguala sowie dessen Ehefrau erlassen. Abarca habe den Sicherheitskräften befohlen, gegen die Studenten vorzugehen, weil diese eine öffentliche Rede seiner Frau hätten stören wollen, hieß es. Außerdem wirft die Staatsanwaltschaft der Ehefrau vor, der Führungsetage der paramilitärischen Vereinigung "Guerreros Unidos" anzugehören, deren Mitglieder für das Verschwinden der Studenten verantwortlich gemacht werden.

Immer mehr Straßenproteste

Das beschuldigte Ehepaar befindet sich auf der Flucht. In der Stadt gehen immer mehr Menschen für ein Aufklärung des Falls auf die Straße. Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto beauftragte inzwischen die Bundespolizei mit der Ermittlung. Die lokale Polizei ließ er Berichten zufolge entwaffnen. Der Fall beschäftigte auch das Europaparlament. Die Abgeordneten riefen die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten auf, Pena Nieto bei der Aufklärung zu helfen.

Mexikanischer Gouverneur tritt wegen verschwundener Studenten zurück

Der Skandal um Dutzende verschleppte Studenten in Mexiko hat auch politische Konsequenzen. Der Gouverneur von Guerrero stellte sein Amt zur Verfügung. Ángel Aguirre Rivero bat den Regionalkongress am Donnerstag, ihn von seinem Amt freizustellen. Der Politiker der Partei der Demokratischen Revolution (PRD) war wegen seines Krisenmanagements im Fall der vermissten Studenten zuletzt immer stärker in die Kritik geraten.

Mit dem Schritt wolle er ein günstigeres politisches Klima schaffen und zu einer Lösung beitragen, sagte Aguirre. Gewählte Politiker in Mexiko können ihr Amt nicht eigenmächtig aufgeben, sondern müssen um eine Entbindung von ihren Posten bitten. Die Amtszeit von Aguirre endet regulär im kommenden Jahr.

Tote bei Demos

In Iguala wollten Lehramtsstudenten, zu denen auch die 43 Vermissten gehören, gegen die schlechte Bezahlung von Lehrern demonstrieren. Sie reisten mit Bussen an. Die örtliche Polizei stoppte den Konvoi und eröffnete das Feuer. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben.

Mitglieder der "Guerreros Unidos" gestanden unlängst, einen Teil der Studenten ermordet zu haben. Bei der schwer bewaffneten Bande handelt es sich um eine Gruppe von Auftragsmördern ehemaliger Drogenkartelle.

Gefährlichster Bundesstaat

Guerrero gilt als gefährlichster Bundesstaat Mexikos und als ein Hort der Korruption. Mittlerweile hat die Bundespolizei in zwölf Ortschaften der Region die Kontrolle übernommen. Die Gemeindepolizisten wurden entwaffnet und zur Überprüfung in eine Kaserne der Streitkräfte gebracht.


Quelle:
KNA , dpa