Hilfswerke fordern mehr Anstrengung für Nachhaltigkeit

Welt steht vor einem Scherbenhaufen

Kirchliche Hilfswerke fordern deutlich mehr Anstrengungen, um die UN-Entwicklungsziele zu erreichen. Vor dem UN-Gipfel zur Nachhaltigkeit diese Woche in New York äußerten sich die Hilfswerke zu aktuellen politischen Entscheidungen.

Entwicklungshilfe vor allem in Afrika gefragt / © Kay Nietfeld (dpa)
Entwicklungshilfe vor allem in Afrika gefragt / © Kay Nietfeld ( dpa )

Aktuell stehe die Welt vor einem Scherbenhaufen, beklagte das katholische Hilfswerk Misereor. Laut dem neuen Halbzeit-Bericht zum Stand der 17 Nachhaltigkeitsziele zögen die Vereinten Nationen eine düstere Bilanz: "Für mehr als die Hälfte der Ziele ist nur schwacher oder unzureichender Fortschritt zu verzeichnen, bei einem Drittel ist der Trend negativ. Besonders dramatisch sieht es beim Kampf gegen den Hunger aus."

15 Prozent weniger Geld

Misereor fordert die Bundesregierung daher zu mehr Anstrengungen bei der Umsetzung der Entwicklungsziele auf. Dabei sei es allerdings "kein ermutigendes Zeichen, wenn im Bundeshaushalt 2024 3,7 Mrd. Euro und damit 15 Prozent weniger als noch im Haushalt 2023 für Entwicklungszusammenarbeit vorgesehen sind".

Deutschland sende damit "zur Halbzeit der Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele ein falsches Signal an andere Geberländer", kritisierte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.

Blick auf das Logo der Vereinten Nationen am UN-Hauptquartier. / © John Minchillo/AP (dpa)
Blick auf das Logo der Vereinten Nationen am UN-Hauptquartier. / © John Minchillo/AP ( dpa )

Er begrüßte ein von UN-Generalsekretär Antonio Guterres im Februar vorgelegtes Konjunkturpaket zum Umbau der globalen Finanzarchitektur, um die finanzielle Spaltung in Nord und Süd zu überwinden: "Misereor unterstützt zudem die ambitionierten Vorschläge von Guterres, mittels Schuldenerlasses und struktureller Reformen des gegenwärtigen Schuldenmanagements hochverschuldete Länder rasch und dauerhaft aus dem Schuldenturm zu befreien." Denn ohne Beseitigung der zugrunde liegenden Ursachen von Armut, Hunger und Ungleichheit könne es keine größere Gerechtigkeit geben, so Spiegel weiter.

Deutschlands Art

Auch das evangelische Entwicklungshilfswerk "Brot für die Welt" fordert vor dem Gipfel eine "Trendwende für nachhaltige Entwicklung". "Die Halbzeitbilanz der Nachhaltigen Entwicklungsziele ist mehr als ernüchternd", so Präsidentin Dagmar Pruin. Deutschlands Art zu wirtschaften, wirke sich sogar negativ auf andere Länder aus und nehme diesen die Chance, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Auch "Brot für die Welt" kritisiert die Kürzungspläne im Bundeshaushalt bei Humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Die Bundesregierung müsse diese Pläne unbedingt rasch korrigieren.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA