Aktuell stehe die Welt vor einem Scherbenhaufen, beklagte das katholische Hilfswerk Misereor. Laut dem neuen Halbzeit-Bericht zum Stand der 17 Nachhaltigkeitsziele zögen die Vereinten Nationen eine düstere Bilanz: "Für mehr als die Hälfte der Ziele ist nur schwacher oder unzureichender Fortschritt zu verzeichnen, bei einem Drittel ist der Trend negativ. Besonders dramatisch sieht es beim Kampf gegen den Hunger aus."
15 Prozent weniger Geld
Misereor fordert die Bundesregierung daher zu mehr Anstrengungen bei der Umsetzung der Entwicklungsziele auf. Dabei sei es allerdings "kein ermutigendes Zeichen, wenn im Bundeshaushalt 2024 3,7 Mrd. Euro und damit 15 Prozent weniger als noch im Haushalt 2023 für Entwicklungszusammenarbeit vorgesehen sind".
Deutschland sende damit "zur Halbzeit der Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele ein falsches Signal an andere Geberländer", kritisierte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.
Er begrüßte ein von UN-Generalsekretär Antonio Guterres im Februar vorgelegtes Konjunkturpaket zum Umbau der globalen Finanzarchitektur, um die finanzielle Spaltung in Nord und Süd zu überwinden: "Misereor unterstützt zudem die ambitionierten Vorschläge von Guterres, mittels Schuldenerlasses und struktureller Reformen des gegenwärtigen Schuldenmanagements hochverschuldete Länder rasch und dauerhaft aus dem Schuldenturm zu befreien." Denn ohne Beseitigung der zugrunde liegenden Ursachen von Armut, Hunger und Ungleichheit könne es keine größere Gerechtigkeit geben, so Spiegel weiter.
Deutschlands Art
Auch das evangelische Entwicklungshilfswerk "Brot für die Welt" fordert vor dem Gipfel eine "Trendwende für nachhaltige Entwicklung". "Die Halbzeitbilanz der Nachhaltigen Entwicklungsziele ist mehr als ernüchternd", so Präsidentin Dagmar Pruin. Deutschlands Art zu wirtschaften, wirke sich sogar negativ auf andere Länder aus und nehme diesen die Chance, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Auch "Brot für die Welt" kritisiert die Kürzungspläne im Bundeshaushalt bei Humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Die Bundesregierung müsse diese Pläne unbedingt rasch korrigieren.