Hilfswerke fordern Handeln gegen Nahrungsmittelverschwendung

Wegwerfgesellschaft

Zum Welternährungstag am 16. Oktober fordern Hilfswerke konkrete Maßnahmen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Das Hilfswerk Misereor rief die Bundesregierung dazu auf, einen Aktionsplan mit verbindlichen Zielvorgaben vorlegen.

Lebensmittel in einer Mülltonne / © Patrick Pleul (dpa)
Lebensmittel in einer Mülltonne / © Patrick Pleul ( dpa )

Dadurch solle die Verschwendung entlang der Kette von Anbau, Verarbeitung, Handel und Konsum bis 2020 mindestens um die Hälfte verringert werden.

Wegwerfstopp für Supermärkte

Dazu könne etwa ein Wegwerfstopp für Supermärkte beitragen, der Händlern die Entsorgung genießbarer Lebensmittel verbiete. Weiter fordert Misereor, Handelsnormen abzuschaffen, die zur Entstehung von Lebensmittelverlusten beitrügen. Regionale Produktions- und Vermarktungsstrukturen für Lebensmittel sollten gestärkt werden: Sie ermöglichten unter anderem kürzere Transportwege und leisteten einen Beitrag zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen, so das Hilfswerk.

Auch mit der Petition "Kein Essen für den Eimer" setzt sich Misereor für ein Ende der Lebensmittelverschwendung ein. Die Aktion hat den Angaben zufolge Tausende Unterstützer gefunden. "Stimmen aus der deutschen Zivilgesellschaft, die gehört werden müssen", betonte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Die Unterschriften sollen am Welternährungstag Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) überreicht werden.

Brot für die Welt und die Menschenrechtsorganisation FIAN prangerten den zunehmenden Einfluss der Lebensmittelkonzerne auf ernährungspolitische Entscheidungen an. Bernhard Walter, Ernährungsexperte von Brot für die Welt, betonte, es müsse Aufgabe der Politik bleiben, ausreichende und ausgewogene Ernährung sicherzustellen. Sie dürfe nicht privatwirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden.

Unterversorgung mit Vitaminen nimmt zu

Während die Zahl der Hungernden laut der Welternährungsorganisation (FAO) leicht auf 795 Millionen Menschen gesunken ist, nimmt die Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen ebenso zu wie Überernährung und Fettleibigkeit. Zwei Milliarden Menschen litten an Mangelernährung, fast genauso viele seien übergewichtig.

Als eine zentrale Ursache für diese Fehlernährung nannten die Verbände den wachsenden Konsum von weiterverarbeiteten Nahrungsmitteln mit viel Fett, Zucker und Salz. Diese Produkte der Nahrungsmittelkonzerne verdrängten in Entwicklungsländern regionale landwirtschaftliche Produkte.

Drittel aller Lebensmittel weltweit wird weggeworfen

Weltweit wird jedes Jahr ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen, während etwa 800 Millionen Menschen hungern und jeder dritte Mensch von einer oder mehreren Formen der Fehlernährung betroffen ist.

Allein in Deutschland landen jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. "Dies sind Auswüchse eines weltweiten Produktionsmodells, das besonders auf Billig- und Überschussproduktion setzt und nicht zuerst den Menschen und die Schöpfung im Blick hat", erklärte Spiegel. Es sei ein Skandal, dass durch diesen Umgang mit Nahrungsmitteln wertvolle und begrenzte Ressourcen an Energie, Wasser und Böden vergeudet würden.

 


Quelle:
KNA