Hilfsorganisationen verlassen Tschad - Bischof Schick: Waffenexporte stoppen!

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Die Lage im Tschad spitzt sich weiter zu. Mehrere Hilfsorganisationen gaben am Montag den Abzug von Mitarbeitern aufgrund der schlechten Sicherheitslage bekannt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erläuterte in Genf, fast alle Mitarbeiter seien wegen andauernder Kämpfe aus der Hauptstadt N'Djamena evakuiert worden. Die Arbeit in den meisten Flüchtlingslagern im Osten des Landes gehe aber weiter.

 (DR)

Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres rief alle Konfliktparteien auf, humanitäre Prinzipien zu respektieren und die Gewalt zu beenden. Die Unsicherheit gefährde die Hilfe. Auch das Welternährungsprogramm WFP teilte die Verlegung von 21 internationalen Mitarbeitern von N'Djamena nach Kamerun mit. Die UN-Organisation warnte zugleich, dass bis zu 400.000 sudanesische Flüchtlinge und vertriebene Tschader von Nahrungsmittelhilfe abgeschnitten werden könnten.

Die Hilfsorganisation Oxfam erklärte in Berlin, sie habe ihre internationalen Mitarbeiter aus der Hauptstadt des Tschad abgezogen. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, rief angesichts der Bürgerkriege in Kenia und im Tschad die Industrienationen dazu auf, die Waffenexporte nach Afrika zu stoppen und die kämpfenden Parteien zu einem Waffenstillstand zu zwingen.

Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und oppositionellen Gruppen in dem afrikanischen Land dauern seit Monaten an. Die wachsende Instabilität und Gewalt sind eine Folge der seit 2003 andauernden Krise in der benachbarten westsudanesischen Region Darfur, weswegen mehr als hunderttausend Menschen in den Tschad und die Zentralafrikanische Republik geflohen sind.

Stationierung europäischer Soldaten ausgesetzt
Die Stationierung der EU-Truppen im Tschad (EUFOR) ist nach Angaben aus dem militärischen Hauptquartier in Paris "angesichts der konfusen Situation vor Ort" weiter ausgesetzt. EUFOR-Sprecher Oberstleutnant Philippe de Cuzac sagte auf Anfrage, so lange die Lage instabil sei, bleibe der geplante Einsatz auf einen "Standby-Modus" beschränkt. Er schloss nicht aus, dass die EU-Truppen erst nach dem geplanten Termin im März einsatzbereit seien.

Derzeit befinden sich nach EUFOR Angaben rund 200 EU-Soldaten im Land. Die EU-Außenminister hatten vor einer Woche die Entsendung von rund 3.700 Soldaten beschlossen. EU-Chefdiplomat Javier Solana und die slowenische EU-Präsidentschaft betonten, dass die EU am Ziel der Stationierung von Friedenstruppen festhalte.