Hilfsorganisationen schlagen Alarm

Cholera in Haiti außer Kontrolle

Die Cholera-Epidemie in Haiti ist nach Einschätzung der Hilfsorganisation Caritas international außer Kontrolle geraten. Offiziell gemeldet seien 10.000 Krankheitsfälle, zu rechnen sei aber mit einer mindestens viermal höheren Dunkelziffer, teilte die Organisation am Donnerstag in Freiburg mit.

 (DR)

Rund sechs Prozent der Erkrankten stürben an den Folgen der von Bakterien übertragenen Infektionskrankheit. Nach Angaben der Hilfsorganisation CARE starben bislang 643 Menschen an den Folgen der Cholera.



Die Bundesregierung kündigte am Donnerstag zusätzliche Mittel für Haiti an. Das Auswärtige Amt werde mit 200.000 Euro in den betroffenen oder gefährdeten Gebieten Trinkwasseraufbereitung und Hygienemaßnahmen finanzieren, hieß es in Berlin. Nachdem am Wochenende die Ausläufer des Hurrikan Tomas die Region mit Überschwemmungen und Verwüstungen getroffen hätten, sei die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Durchfallerkrankung gestiegen. Insgesamt hat das Ministerium nach eigenen Angaben im laufenden Jahr 5,3 Millionen Euro für humanitäre Soforthilfe in Haiti bereitgestellt. Das Land war vor knapp zehn Monaten von einem verheerenden Erdbeben erschüttert worden.



Großes Hindernis bei der Bekämpfung der Cholera sei paradoxerweise der bei der Mehrheit der Patienten milde Krankheitsverlauf, sagte der Mediziner Joost Butenop von Caritas international: "Die Erkrankten fühlen sich nicht so krank und verbreiten das Bakterium als unerkannte Fälle weiter." Die katholische Hilfsorganisation kündigte an, weiter medizinische Experten nach Haiti zu schicken.



CARE warnte vor einer weiteren Ausbreitung der Seuche. Heftige Regenfälle und Überflutungen hätten vielerorts zu katastrophalen hygienischen Zuständen geführt. Viele Regionen des Landes verzeichneten steigende Cholera-Ansteckungszahlen. Wichtig sei derzeit vor allem die Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser.