Hilfsorganisationen fordern Hilfe für Darfur - Konferenz ohne politischen Durchbruch

Eine der weltweit schlimmsten humanitären Katastrophen

Die internationale Darfur-Konferenz in Brüssel hat keinen politischen Durchbruch gebracht. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana sagte am Dienstag zwar, das Treffen sei sehr produktiv und positiv gewesen. Vor Jahresende sei aber voraussichtlich ein weiteres Treffen nötig. Solana bezeichnete die Darfur-Krise als den "gegenwärtig bei weitem schlimmsten Konflikt in Afrika".

 (DR)

Die internationale Darfur-Konferenz in Brüssel hat keinen politischen Durchbruch gebracht. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana sagte am Dienstag zwar, das Treffen sei sehr produktiv und positiv gewesen. Vor Jahresende sei aber voraussichtlich ein weiteres Treffen nötig. Solana bezeichnete die Darfur-Krise als den "gegenwärtig bei weitem schlimmsten Konflikt in Afrika". An Khartum appellierten Solana und andere Konferenzteilnehmer, mit den Vereinten Nationen zusammenzuarbeiten und einen UN-Blauhelm-Einsatz zu akzeptieren. Sonst gebe es keinen realistischen Ausweg aus der Krise.

Mittel für die Friedensmission der Afrikanischen Union fehlen
Acht führende Hilfsorganisationen rufen zum dringenden Handeln auf, um die anhaltende Gewalt und das Leiden der Bevölkerung in der Krisenregion Darfur zu beenden. Anläßlich der internationalen Geberkonferenz für Darfur in Brüssel haben CARE und sieben weitere Hilfsorganisationen davor gewarnt, daß Einsatzkräfte der Afrikanischen Union (AU) aufgrund mangelnder Finanzmittel den Schutz der Bevölkerung nicht mehr gewährleisten können. Gemeinsam appellieren die acht Hilfsorganisationen an Regierungen, das Engagement der Afrikanischen Friedensmission in Darfur bis Ende 2006 den finanziellen Anforderungen entsprechend zu unterstützen. Die finanzielle Unterstützung solle insbesondere die laufenden Kosten für Nahrungsmittel, medizinische Versorgung sowie die Einsatzkräfte vor Ort decken. Vorhandene Mittel ermöglichten lediglich die Bezahlung der Einsatzkräfte bis Ende dieses Monats. Die Afrikanische Friedensmission in Darfur (AMIS) habe von April bis September dieses Jahres ein finanzielles Defizit von rund 50 Millionen US-Dollar zu verzeichnen, so die Afrikanische Union. Weitere 270 Millionen US Dollar würden benötigt, um die Mission in Darfur bis Ende des Jahres zu finanzieren.

UN-Truppen sollen 2007 ins Land
Der UN-Untergeneralsekretär für Friedenseinsätze Jean-Marie Guehenno sagte, die Vereinten Nationen bereiteten ein Maßnahmenbündel vor, um die Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AU) zu stärken und einen UN-Einsatz vorzubereiten. Er hoffe weiter auf einen Beginn zum 1. Januar 2007.

"Niemand scheint zu bemerken, dass hier und jetzt Menschen getötet werden"
Denis Caillaux, Generalsekretär von CARE International: „Während viel Energie für Diskussionen über künftige Entwicklungen verbraucht wird, scheint niemand zu bemerken, daß hier und jetzt Menschen in Darfur getötet werden. Viele Länder stellen zu wenige Finanzmittel bereitgestellt, um örtliche Einsatzkräfte zu unterstützen. Dieser Mangel an finanzieller Unterstützung hat zur Folge, daß der Einsatz von Schutzkräften in und
außerhalb der Flüchtlingslager unbezahlbar wird oder reduziert werden muss. Wir müssen mit ansehen, wie Menschen angegriffen, vergewaltigt oder getötet werden." Vor allem während der Nacht sind Flüchtlinge erhöhten Risiken ausgesetzt. So sei beispielsweise der Schutz von Feuerholz sammelnden Frauen nicht mehr zu gewährleisten, erklärten die Hilfsorganisationen. Schutzpatrouillen auf den Straßen und in den Dörfern seien nur vereinzelt zu finden. Die bislang einzige effektive Unterstützung komme aus Kanada, der Europäischen Union, dem Vereinigten Königreich, den USA sowie aus den Niederlanden.

Eine der weltweit schlimmsten humanitären Katastrophen
Haroun Atallah, Geschäftsführer von Islamic Relief: „Dies ist ein internationales Problem. Eine der weltweit schlimmsten humanitären Katastrophen. Bislang scheinen sich lediglich fünf Geldgeber angemessen zu engagieren. Alle Industrieländer müssen ihre Unterstützung dringend erhöhen, wenn die Notlage in Darfur nicht zu einer noch größeren Katastrophe werden soll." Die acht Hilfsorganisationen haben davor gewarnt, dass sich die Sicherheitslage vor Ort trotz des kürzlich getroffenen Friedensabkommens weiterhin verschlechtern könne. Mit dem Friedensabkommen wurde der Afrikanischen Friedensmission in Darfur mehr Verantwortung auferlegt, welche ihrerseits nun mehr Ressourcen verlangt.
(care, dr, KNA)