Hildesheim feiert 40 Jahre UNESCO-Welterbe

"Gibt es nirgendwo anders auf der Welt"

Vor genau 40 Jahren wurden der Hildesheimer Dom und die Michaeliskirche zum UNESCO-Welterbe erklärt. Im Interview erklärt Domdechant Heinz-Günther Bongartz, was das Welterbe so besonders macht – und warum es bis heute lebendig ist.

Rosenstock am Hildesheimer Dom / © Takashi Images (shutterstock)
Rosenstock am Hildesheimer Dom / © Takashi Images ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Der Hildesheimer Dom und die Michaeliskirche wurden 1985 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Wie empfinden Sie das heute?

Weihbischof Heinz-Günter Bongartz  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Weihbischof Heinz-Günter Bongartz / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Domdechant Heinz-Günter Bongartz

Heinz-Günther Bongartz (em. Weihbischof und Domdechant): Ich weiß nicht, ob "Stolz" das richtige Wort ist, aber ich freue mich sehr darüber. Welterbe zu sein bedeutet, etwas Einzigartiges zu bewahren – etwas, das es in dieser Form nirgendwo sonst gibt. Besonders nach der Sanierung des Doms von 2011 bis 2014 ist seine kunsthistorische Bedeutung noch stärker ins Bewusstsein gerückt.

DOMRADIO.DE: Was macht den Dom und die Michaeliskirche so einzigartig?

Bongartz: Der Dom blickt auf eine über 1200-jährige Geschichte zurück und zählt zu den ältesten in Deutschland. Besonders hervorzuheben ist die Bernwardinische Kunst – benannt nach Bischof Bernward um das Jahr 1000 –, die weltweit einzigartig ist. Dazu gehören die berühmten Bernwardstüren und die Bernwardssäule. Auch das Dommuseum beherbergt viele wertvolle mittelalterliche Kunstwerke.

DOMRADIO.DE: Was fasziniert Sie persönlich an dieser Kunst?

Bongartz: Sie bringt uns den Glauben der Menschen um das Jahr 1000 näher. Diese Kunst ist nicht nur historisch, sondern spricht die Menschen bis heute an. Sie ist lebendig und aktuell.

Heinz-Günther Bongartz

"Die Pflege des Welterbes ist eine große Verpflichtung."

DOMRADIO.DE: Heute gehören 54 Stätten in Deutschland zum UNESCO-Welterbe. Ein Antrag kann auch mal 1.000 Seiten lang sein. Wie aufwendig war die Aufnahme damals 1985?

Bongartz: Ich war zu dieser Zeit noch nicht am Dom tätig, daher kann ich das nicht im Detail sagen. Aber klar ist: Es müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Und auch die Pflege des Welterbes ist eine große Verpflichtung – nicht nur gegenüber der UNESCO, sondern auch gegenüber der Öffentlichkeit.

DOMRADIO.DE: An diesem Wochenende wird das Jubiläum groß gefeiert – "Dein Welterbe, dein Fest". Was erwartet die Besucher?

Bongartz: Es gibt ein vielfältiges Programm: Führungen mit rund 70 Ehrenamtlichen, die für Gespräche und Fragen bereitstehen, Musik von Pop bis Klassik, Angebote für Kinder – ein buntes Miteinander auf dem Domhof. Wir wollen zeigen, dass Kirche für die Menschen da ist, mitten in der Stadt und im Leben. Die bisherigen Rückmeldungen sind sehr positiv.

Heinz-Günther Bongartz

"Der Dom und die Michaeliskirche sind keine Museen, sondern Orte gelebten Glaubens."

DOMRADIO.DE: Am Sonntag folgt dann der Festakt zur bundesweiten Eröffnung des UNESCO-Welterbetags. Was bedeutet dieser Tag für Hildesheim?

Bongartz: Wir wollten bewusst zeigen: Unser Welterbe lebt. Der Dom und die Michaeliskirche sind keine Museen, sondern Orte gelebten Glaubens. Deshalb beginnt der Tag mit einem ökumenischen Gottesdienst, der im Dom startet und in der Michaeliskirche endet. Der anschließende Festakt macht deutlich, dass Welterbe Teil unseres kulturellen Gedächtnisses ist – und dass wir als Kirche diese Tradition mit Leben füllen.

DOMRADIO.DE: Und wo ist Ihr persönlicher Lieblingsplatz im Dom?

Bongartz: Da gibt es mehrere. Einer der Lieblingsplätze ist die Bernwardstür, von der ich behaupte, dass sie die schönste Tür der Welt ist. Eine kleine Seitenkapelle mit einer mittelalterlichen Pietà, wo man in Stille eine Kerze anzünden kann. Und es wäre geleugnet, wenn ich den Annenfriedhof nicht erwähnen würde mit dem tausendjährigen Rosenstock, der gerade in prächtiger Blüte steht. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Festakt in Hildesheim eröffnet deutschen Unesco-Welterbetag

Unter dem Motto "Vermitteln, verbinden, begeistern" wird am Sonntag in Hildesheim der bundesweite Unesco-Welterbetag eröffnet. Im Mittelpunkt stehen dabei nach Angaben der Initiatoren die beiden Welterbestätten Mariendom und St. Michaeliskirche. Der katholische Bischof Heiner Wilmer und die evangelische Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder starten mit einem ökumenischen Stationen-Gottesdienst, der beide Kirchen verbindet. Er beginnt im katholischen Mariendom und führt dann in einer Prozession zur evangelischen Michaeliskirche.

Michaeliskirche in Hildesheim / © Julian Stratenschulte (dpa)
Michaeliskirche in Hildesheim / © Julian Stratenschulte ( dpa )
Quelle:
DR

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