Heute ist Libori und ab Samstag wird neun Tage lang gefeiert

Fünfte Jahreszeit in Paderborn

Heute ist das Fest des Hl. Liborius. Dessen Ursprung geht auf das Jahr 836 zurück. In diesem Jahr wurden die Reliquien des Hl. Liborius aus Frankreich in die Bischofsstadt Paderborn geholt. Als die Gruppe Geistlicher wieder Paderborn erreichte, geschah das unter großer Teilnahme des Volkes. Seither wird hier jedes Jahr gebetet und gefeiert.

Autor/in:
Claudia Auffenberg
 (DR)

Beim Thema Parkplätze kann der Paderborner schon mal leidenschaftlich werden. Als neulich der Bürgermeister erwog, die Parkgebühren in der Stadt angesichts klammer Kassen zu erhöhen, füllten sich die Leserbriefseiten der Tageszeitungen mit harschen Zeilen. Dieser Tage kündigt sich nun ein akuter Parkplatzmangel an. Doch statt Grollen kommt Vorfreude auf. Denn: Libori steht vor der Tür.

Am kommenden Samstag beginnt das neuntätige Fest, das Erzbistum und Stadt zu Ehren ihres Patrons, des heiligen Liborius (348-397), feiern. Seit Tagen wächst das Riesenrad auf dem Liboriberg, einem der zentralen Parkplätze, und auf dem Domplatz, einem weiteren Parkplatz, türmen sich die Festzeltgarnituren, aus denen ein Gartencafe wird. Auf dem Liboriberg findet der Besucher ab Samstag die Kirmesmeile. Von da kann er zum Rathaus vorbei am Bierbrunnen zum Domplatz schlendern und dort nach Gewürzen, Töpfen und Schälmesserchen Ausschau halten. Unterwegs werden Kleinkünstler und Straßenmusiker um seine Aufmerksam buhlen. Im Dom kann er einen der unzählige Festgottesdienste besuchen. Schon jetzt herrschen dort drinnen 24 Grad. Wenn das Wetter so bleibt, könnten die Messen mit jeweils mehreren tausend Gläubigen und reichlich Weihrauch manchen Kreislauf auf eine harte Probe stellen.

Wohl dem, der keine Mitra tragen muss. Einige Libori-Gäste werden nicht darum herumkommen: die Bischöfe nämlich, die traditionell zum Fest kommen. 14 aus 9 Ländern sind es in diesem Jahr, die weitesten Reisen nehmen Bischof Joseph Werth aus dem russischen Novosibirsk und Bischof Jose Porunnedom aus Mananthavady in Indien auf sich. Aus Deutschland werden der Erzbischof in München-Freising, Reinhard Marx, der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen und der Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, erwartet. Sie alle waren einst Weihbischöfe in Paderborn, und so wie sie werden viele auswärtige Paderborner das Fest zu einem Heimatbesuch nutzen.

Weil aber des Fest nicht nur Tradition pflegen, sondern Impulse für die Zukunft geben will, hat es Erzbischof Hans-Josef Becker in diesem Jahr unter das Leitwort «Denn wir schauen aus nach Dir», gestellt. Es ist der 22. Vers des Psalms 33, unter dem derzeit die gesamte Arbeit des Bistums steht. Die Situation in der Diözese gleicht der in anderen: Die Zeit der Volkskirche scheint zu Ende, einschneidende Strukturreformen sorgen in den Gemeinden für Unruhe und Unsicherheit. Mit dem Leitwort wolle er deutlich machen, schreibt Becker, «auf wen wir in der gegenwärtigen Zeit unsere Hoffnung setzen: auf den lebendigen und treuen Gott.»

In Zelten und an Ständen präsentieren sich während der neun Festtage verschiedene kirchliche Gruppen. Die Ordensleute bieten im Michaeliskloster das geistliche Angebot «Kloster am Weg». Die Diözesanstelle Berufungspastoral lädt in der Bartholomäuskapelle zur «Atempause». Am Paradiesportal des Doms informiert die Hauptabteilung Pastorale Dienste über «Berufung» und «Weitergabe des Glaubens». Eine besondere Ausstellung präsentiert das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Das Diaspora-Hilfswerk zeigt eine Schau zum größten Kirchbauprojekt in den ostdeutschen Bundesländern nach der Wende: die neue Propsteikirche in Leipzig. Nach der Zerstörung der alten Propsteikirche im Zweiten Weltkrieg und der späteren Sprengung der Ruinen ist Leipzig bis heute die einzige deutsche Großstadt ohne katholische Kirche im Stadtzentrum. Das soll sich bis
2013 ändern.

Das Libori-Fest geht zurück auf das Jahr 836. Damals zog eine Delegation des noch jungen Bistums Paderborn nach Le Mans, um die Reliquien eines Heiligen zu erbitten. Mit seiner Anwesenheit erhofften sich die Sachsen eine Stärkung des Glaubens. Man gab ihn die Reliquien des heiligen Liborius, der im vierten Jahrhundert Bischof in Le Mans war. Ihn brachten sie nach Paderborn, wo er seither im Dom verehrt wird. Posthum dürfte er einer der erfolgreichsten Heiligen der Kirche sein. Ein Mal im Jahr führt er mehr als eine Millionen Menschen zusammen und lehrt sie, dass es nun wirklich anderes im Leben wichtiger ist als innenstadtnahe Parkplätze.