Wort des Bischofs

Herzensbildung durch die Liebe Gottes

Kardinal Woelki wünscht jetzt in den großen Ferien, dass alle Gelegenheit finden, ihr Herz wieder ganz nach unserem wichtigsten Kompass, nach Christus, seinem Evangelium, seinem Herzen auszurichten.

 (DR)

Wenn der Volksmund sagt, jemand habe ein "gutes Herz", wissen wir, das muss ein liebenswerter Mensch sein. Das Herz steht für das Innerste eines Menschen. Hier kommt alles zusammen. Umso wichtiger ist es, dass dieses Innerste gut aufgebaut wird. Vom Beginn unseres Lebens an geschieht Herzensbildung durch unsere Eltern. Mutter und Vater sind diejenigen, die ihrem Kind nicht nur den biologischen Bauplan der Gene mit auf den Weg geben. Schon früh lernt das Kind, was Geborgenheit und was Annahme bedeuten und was richtig und was falsch, was gut und was böse ist. Neben den Eltern und der Familie kommt dann auch die Gesellschaft ins Spiel. Woran aber orientieren sich Eltern, Familie, Gesellschaft? Es sind die berühmten Werte, die unser menschliches Zusammenleben überhaupt erst möglich machen. Aber woher kommen diese Werte? Woher kommt die Orientierung?

Für mich ist Jesus Christus der Werte- und Orientierungspunkt meines Lebens. Das Wichtigste, das wir von ihm sagen können, ist, dass er uns Gott gezeigt hat und dass er selbst ganz in der Gegenwart Gottes gelebt hat. Wenn wir unser Leben an ihm – wenn wir unser Leben an seinem Herzen festmachen und ausrichten, dann ergeben sich daraus alle anderen notwendigen Werte, ja dann erkennen wir in Gänze erst den Wert jedes Lebens und unseres eigenen. Herzensbildung und Liebe gehen dann Hand in Hand. Wo immer die Liebe gelebt und weitergegeben wird, da wächst sie, da wächst das Leben, und da vermittelt sich auch der Wert des Lebens weiter. Wo aber die Liebe fehlt und die Botschaft, das Evangelium Jesu nicht mehr an erster Stelle stehen, da geraten unser gesellschaftliches Zusammenleben und die Werte, auf denen es gründet, immer mehr aus den Fugen. Man denke hier  nur an die Fragen des Lebensschutzes.

Gerade jetzt in den großen Ferien wünsche ich Ihnen, dass Sie Gelegenheit finden, Ihr Herz wieder ganz nach unserem wichtigsten Kompass, nach Christus, seinem Evangelium, seinem Herzen auszurichten. Denn wo unser Herz an seinem Herzen ausgerichtet ist, da werden auch wir zu einem Menschen mit einem "guten Herzen". Und ehrlich gesagt – was wollen wir mehr?

Herzlich,
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln