Orgelbauer Arp Schnitger vor 300 Jahren verstorben

Herausragender Ingenieur und globaler Unternehmer

Sie gelten bis heute als die Stradivaris unter den Orgeln. Der norddeutsche Arp Schnitger, der von 1648 bis 1719 lebte, schuf Instrumente, die in Klang und Qualität herausragen. Eine seiner Orgeln steht sogar in Brasilien.

Autor/in:
Michael Althaus
Schnitger-Orgel in St. Jacobi in Hamburg / © Michael Zapf (Kirchengemeinde Sankt Jacobi)

Kantor Gerhard Löffler setzt sich an den historischen Spieltisch und zieht nur drei der insgesamt 60 Register. Der Klang dieser wenigen Stimmen füllt den großen Raum der Hamburger Jacobi-Kirche voll aus und sorgt bei manchem Zuhörer für Gänsehaut.

Als Löffler später nahezu alle Register zieht, scheint das Gotteshaus zu erbeben. Noch mehrere Sekunden nach Verklingen der letzten Pfeife hallt ihr Ton nach. Die Orgel von Arp Schnitger ist die größte erhaltene ihres Erbauers - und herausragendes Beispiel für den brillanten Klang seiner Instrumente und die handwerkliche Qualität seiner Werkstatt. Schnitger, der vor 300 Jahren starb, gilt als Vollender der norddeutschen Barockorgel.

Handwerkliche und musikalische Begabung

Er wurde wahrscheinlich 1648 in Schmalenfleth, einem Dorf in der Wesermarsch südlich von Bremerhaven, geboren. Von seinem Vater erlernte er das Handwerk des "Snitgers", niederdeutsch für "Tischler", bevor er eine fünfjährige Lehre zum Orgelbauer absolvierte. Es folgten Gesellenjahre im norddeutschen Raum, in denen Schnitger nicht nur durch seine handwerklichen Fähigkeiten, sondern auch durch seine musikalische Begabung auffiel.

Er übernahm eine Werkstatt in Stade, mit der er 1682 nach Hamburg zog. Dort baute er für die Nikolai-Kirche die bis dahin größte in Deutschland hergestellte Orgel mit mehr als 4.000 Pfeifen. Sie wurde 1842 bei einem großen Stadtbrand in Hamburg zerstört. Wenig später, von 1689 bis 1693, erbaute er das heute noch erhaltene Instrument in Sankt Jacobi.

Schnitger erhielt in der Folge weitere Aufträge aus dem gesamten nordwestdeutschen Raum, aber auch aus den Niederlanden, England, Russland, Spanien und Portugal. Eine in Deutschland gebaute Orgel gelangte sogar in die brasilianische Stadt Mariana nördlich von Rio de Janeiro. Bis heute wird sie in der dortigen Kathedrale gespielt.

Eigene Marke geschaffen

In Norddeutschland hatte er sich bald eine Monopolstellung erarbeitet und seine eigene Marke geschaffen. Neben der Hauptwerkstatt in Hamburg unterhielt er Filialen in Stade, Bremen, Groningen, Lübeck, Magdeburg und Berlin, die jeweils von Meistergesellen geleitet wurden.

Verheiratet war Schnitger seit 1684 mit der Hamburger Kaufmannstochter Gertrud Otte, mit der er sechs Kinder hatte. Er lernte sie wahrscheinlich beim Bau einer Orgel in Neuenfelde kennen, wo ihr Vater einen Hof besaß. In dem heutigen Stadtteil von Hamburg unterhielt der Meister von 1705 bis zu seinem Tod eine weitere Werkstatt, den sogenannten "Orgelbauerhof".

Alle vier Söhne wurden ebenfalls Orgelbauer, aber nur zwei von ihnen überlebten ihren Vater und führten sein Werk weiter. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1713 die Organistenwitwe Anna Elisabeth Koch.

Arp Schnitger starb im Juli 1719

Schnitger starb im Juli 1719. Sein genauer Todestag ist nicht bekannt. Die Beerdigung ist im Begräbnisbuch der Kirchengemeinde Hamburg-Neuenfelde am 28. Juli desselben Jahres eingetragen. Sein Grab in der dortigen Sankt-Pankratius-Kirche war lange in Vergessenheit geraten. Es wurde 1971 wiederentdeckt und mit einer Gedenkplatte versehen.

Insgesamt haben Schnitger und seine Mitarbeiter nach derzeitigen Erkenntnissen 170 Orgeln neu gebaut oder wesentlich umgebaut.

30 Orgeln sind noch erhalten

Ungefähr 30 davon sind noch erhalten. Bis heute sind Musiker vom Klang der Schnitger-Orgeln fasziniert. "Schnitger hat einen neuen Orgeltyp auf den Markt gebracht", sagt Jacobi-Kantor Löffler. Die "gravitätischen Bässe, die Mischungsfähigkeit der Klangfarben und das Leuchten der Mixturen" sei damals etwas völlig Neues gewesen und bis heute einzigartig. "Darüber hinaus war Schnitger auch der erste Orgelbauer, der länderübergreifend tätig war", so Löffler.

Bis heute kommen Orgelbauer aus der ganzen Welt, um die größte norddeutsche Barockorgel zu hören und zu vermessen. Sie wird regelmäßig in den Gottesdiensten und zu Konzerten gespielt. In diesem Jahr wird sie mehrfach zu Ehren ihres Erbauers erklingen.

Die Stadt Hamburg widmet ihrem früheren Bürger ein eigenes Orgeljahr unter dem Motto "Hamburg zieht alle Register". Auch in Niedersachsen und Bremen finden anlässlich des 300. Todestags von Arp Schnitger zahlreiche Jubiläumskonzerte statt.


Gerhard Löffler, Kantor an St. Jacobi in Hamburg / © Baraniak (Kirchengemeinde Sankt Jacobi)

König David an der Schnitger Orgel in St. Jacobi in Hamburg / © Michael Zapf (Kirchengemeinde Sankt Jacobi)

Schnitger-Orgel im Südschiff / © N.N. (Kirchengemeinde Sankt Jacobi)
Quelle:
KNA