Über den Umgang mit "Gelegenheits"-Gottesdienstbesuchern

Herausforderung oder Segen für den Pfarrer?

An vielen Tagen des Jahres besuchen nur wenige Menschen die Heilige Messe.

Volle Kirchenbänke / © CL-Medien (shutterstock)

Beim Gottesdienst am Heiligen Abend platzen die Kirchen aber oft aus allen Nähten. Ist das nicht eine Chance für die Kirche, Gottesdienst wieder schmackhaft zu machen?

DOMRADIO.DE: Warum glauben Sie, dass es die Menschen an Weihnachten in den Gottesdienst zieht, sich zur normalen Sonntagsmesse aber nur die wenigsten aufraffen können?

Pfarrer Frank Heidkamp (Kommissarischer Stadtdechant in Düsseldorf und leitender Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen): Weihnachten bedient eine alte Sehnsucht nach Geborgenheit, Behaglichkeit und Heimat. Es ist ein Urgefühl, das die Menschen dazu treibt, an Weihnachten in besonderer Weise in die Kirche zu kommen.

DOMRADIO.DE: Manche sprechen von diesen Weihnachtsgottesdienst-Besuchern dann etwas herablassend von den "U-Boot Christen". Wie sehen Sie das?

Heidkamp: Ich finde das sehr enttäuschend, wenn man mit Menschen so umgeht, weil die Menschen ja mit einer bestimmten Absicht in die Kirche kommen. Sie haben die Sehnsucht nach Gemeinschaft, die Sehnsucht nach einem Bezug zu Gott. Und wie häufig sie dann in die Kirche gehen, das ist die Entscheidung der einzelnen Personen. Man sollte also nicht despektierlich mit diesen Menschen umgehen, sondern ihnen wirklich sagen: "Das ist toll, dass Sie da sind. Herzlich willkommen!" Und vielleicht ist es ja so, dass ein neuer Impuls gesetzt wird, sodass sie dann auch in Zukunft zu anderen Heiligen Messen kommen.

DOMRADIO.DE: Ist es denn schlimm, dass man nur Weihnachten kommt und nicht über das Jahr gesehen in den Gottesdienst geht?

Heidkamp: Es ist natürlich der Wunsch jedes Pfarrers, dass an jedem Sonntag die Menschen zur Heiligen Messe kommen. Aber das ist eben eine Entscheidung jedes Einzelnen. Ich glaube, wir müssen noch mal sehr unterschiedlich auf die Menschen zugehen. Es gibt Menschen, die kommen sehr regelmäßig. Es gibt Menschen, die kommen zu Weihnachten und zu Ostern, aber sie haben ihren Glauben. Und über Glauben sollten wir ins Gespräch kommen und noch mal mit Menschen darüber diskutieren, was wirklich wertvoll für sie ist und was dem Leben Sinn gibt.

DOMRADIO.DE: Man ist in der Regel nicht so routiniert, wenn man nur einmal oder zweimal im Jahr in den Gottesdienst geht. Wie geht man als Pfarrer mit Gottesdienstbesuchern um, die die Regeln nicht mehr kennen, also nicht wissen, wann man aufsteht, wann man kniet oder während der Messe am Handy rumspielen?

Heidkamp: Da muss man unterscheiden. Es gibt sicherlich viele Menschen, die nicht mehr genau wissen, wann sie aufstehen sollen oder sich knien sollen. Aber die nehmen sich einfach ein Beispiel an den Nachbarn in den Kirchenbänken. Und das sehe ich überhaupt nicht als ein Problem an. Ich werde also nicht von vorne sagen: "Und jetzt knien wir uns, und jetzt stehen wir auf."

Im dem anderen Fall würde ich schon eher auf Menschen zugehen. Die Handymanie finde ich persönlich schlimm und sehr störend. Da kann man auch ohne weiteres Mal am Anfang eines Gottesdienstes sagen: "Und denken Sie daran, einfach Ihr Handy auszustellen, um für sich Zeit und Ruhe zu haben, sich zu konzentrieren".

DOMRADIO.DE: Es ist ja auch eine Chance, den Menschen einen Gottesdienst wieder schmackhaft zu machen. Bereiten Sie den Weihnachtsgottesdienst da irgendwie anders vor – auch mit Blick auf die, die nur einmal im Jahr kommen?

Heidkamp: Ich hoffe, dass die Heiligen Messen von mir so gestaltet sind und die Predigten, dass an jedem Sonntag oder an jedem Wochenende die Menschen danach etwas mitnehmen. Und das ist natürlich an Weihnachten genauso.

Das Interview führte Katharina Geiger.

 

Quelle:
DR