Helfer beklagen große Zerstörung in Syrien

 (DR)

Die humanitäre Katastrophe im Nordwesten des Bürgerkriegslandes Syrien wird immer größer. Nach Einschätzung von Hilfsorganisationen und Wissenschaftlern haben Zivilisten in dem letzten großen Rebellengebiet um die Stadt Idlib kaum noch Orte zum Leben. Das ergebe eine Auswertung von Satellitenbildern der nordwestsyrischen Provinz, teilten Save the Children, World Vision und die Humanitäre Initiative der Harvard-Universität am 4. März 2020 in Berlin anlässlich des neunten Jahrestages des Syrien-Konflikts am 15. März mit.

Der Bürgerkrieg in Syrien begann im März 2011 mit Demonstrationen gegen die Führung von Präsident Baschar al-Assad. Die Regierung ging damals mit Gewalt gegen die Proteste vor. Seitdem wurden in dem Konflikt Hunderttausende Menschen getötet und mehr als zwölf Millionen Syrer vertrieben, rund sechs Millionen im Land selbst.

Die Region um die Stadt Idlib ist das letzte große Rebellengebiet des Landes. Unterstützt von der russischen Luftwaffe hatten Truppen der Regierung im vergangenen Jahr eine Offensive begonnen.

Seit Anfang Dezember flohen nach UN-Angaben fast eine Millionen Syrer vor den Kämpfen und den Anhängern der Regierung, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Schon vorher hatten in der Region nach UN-Schätzungen rund drei Millionen Zivilisten gelebt. Helfer beklagen eine humanitäre Katastrophe. Es fehlt an Nahrung, Unterkünften, Heizmaterial und medizinischer Versorgung.

Die Satellitenaufnahmen belegten das große Ausmaß der Zerstörung von Wohngebieten und Infrastruktur, erklärten die Hilfsorganisationen weiter. Fast ein Drittel der Gebäude zweier Frontstädte seien durch die Kämpfe beschädigt oder zerstört worden. Für die früheren Einwohner sei eine Rückkehr damit nahezu unmöglich.

Die seit 2017 entstandenen Satellitenbilder zeigen demnach auch, dass Zivilisten in immer kleinere Gebiete gedrängt werden. Sie lebten unter unmenschlichen Bedingungen in größer werdenden Lagern, die sich auf Ackerland ausbreiteten. Zwei Flüchtlingslager im Norden von Idlib hätten sich seit 2017 in der Größe mehr als verdoppelt.

(Quelle: dpa, 04.03.2020)