Reformbewegung klagt gegen Stadt Jerusalem

Heiraten für alle?

Jerusalem stellt heiratswilligen Paaren, die wegen Covid-19 keinen Feierort finden, rund ein Dutzend Einrichtungen unter freiem Himmel kostenfrei zur Verfügung. Doch sind manche Paare von der Möglichkeit ausgenommen?

Blick auf die Altstadt von Jerusalem / © Sean Pavone (shutterstock)
Blick auf die Altstadt von Jerusalem / © Sean Pavone ( shutterstock )

Weil die jüngst lancierte Kampagne der Stadt aber nur für Paare gilt, die unter Aufsicht des israelischen Großrabbinats heiraten, haben jetzt mehrere Organisationen für religiösen Pluralismus und Religionsfreiheit Klage wegen Diskriminierung gegen die Stadt eingereicht, wie israelische Medien (Montagabend) berichteten.

Ausgeschlossen von der Hochzeitsinitiative der Stadt sind demnach Paare, die unter Beteiligung nicht orthodoxer Rabbiner oder vom Großrabbinat nicht anerkannten orthodoxen Rabbinern heiraten wollen ebenso wie gleichgeschlechtliche Paare oder Personen, die vom Großrabbinat nicht als jüdisch nach dem Religionsrecht angesehen werden.

Kläger fordern einstweilige Verfügung

Die Auswahlkriterien der Gemeinde stellten neben der Verletzung der Religionsfreiheit eine schwerwiegende Verletzung der Gleichheit, eine Ausgrenzung aufgrund religiöser Ansichten und der sexuellen Ausrichtung sowie eine Verletzung der Würde und des Rechts auf Autonomie von Paaren dar, argumentiert die Klageschrift. Die Kläger fordern eine einstweilige Verfügung gegen das Programm, bis alle Paare als teilnahmeberechtigt gelten.

"So wie die Gemeinde Jerusalem den Status von Ehepartnern auch ohne rabbinische Ehe für Grundsteuerzwecke anerkennt, muss sie diese gleich und ohne Diskriminierung behandeln, wenn diese den öffentlichen Raum und die kommunalen Ressourcen nutzen will", erklärte der Direktor der Reformbewegung in Israel, Rabbiner Gilad Kariv, dem Jerusalemer Nachrichtenportal "Kol HaIr". Jerusalem sei ein Symbol für alle Bürger; jede Manifestation von Ausgrenzung müsse bekämpft werden.

Heiraten auf öffentlichen Plätzen bis Mitte September

Jerusalem will mit dem am Sonntag offiziell gestarteten Programm "Heiraten in Jerusalem" Paaren bei der Durchführung von Hochzeiten unter den coronabedingten Einschränkungen helfen. Bis 18. September sollen Paare, von denen mindestens ein Partner Einwohner der Stadt ist und die sich verpflichten, alle Hochzeitseinkäufe in Jerusalemer Geschäften zu tätigen, unentgeltlich Parks und Gärten der Stadt für kleine Hochzeitsfeiern mit bis zu 20 Gästen nutzen dürfen.


Quelle:
KNA