Heinz Rudolf Kunze hofft auf Veränderungen in der Kirche

"Eine Schildkröte ist gegenüber der Kirche noch ein Ferrari"

Ämter für Frauen und ein Endes des Pflichtzölibats wünscht sich der Musiker Heinz Rudolf Kunze von der katholischen Kirche. An Glaubensthemen hat er selbst großes Interesse. Er wollte sogar eine Zeit lang Theologie studieren.

Heinz Rudolf Kunze / © Jörg Carstensen (dpa)
Heinz Rudolf Kunze / © Jörg Carstensen ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ihr neues Album, das gerade erschienen ist, heißt "Können vor Lachen". In der katholischen Kirche würden auch viele gerne mehr können, Frauen zum Beispiel.

DOMRADIO.DE-Moderator Tommy Millhome (l.) und Heinz Rudolf Kunze (r.) (DR)
DOMRADIO.DE-Moderator Tommy Millhome (l.) und Heinz Rudolf Kunze (r.) / ( DR )

Heinz Rudolf Kunze (Rocksänger, Schriftsteller, Liedermacher): Das ist wahr. Ich glaube schon, dass die Möglichkeit besteht, dass wir zu unseren Lebzeiten noch Veränderungen in der katholischen Kirche erleben werden.

In der evangelischen Kirche sind Veränderungen, die so bald keiner für möglich gehalten hat, nicht so eine Thematik. Ich glaube schon, dass die Krise eigentlich beider christlichen Religionen so tief und in dieser postmodernen Zeit so fundamental ist, dass da eine Bewegung rein muss, um die Sache am Leben zu halten.

Denn ich könnte mir vorstellen, wenn das weiter verknöchert bleibt, dass etwas Unvorstellbares geschieht, nämlich dass es das nicht mehr gibt.

DOMRADIO.DE: Wo sehen Sie die Kirche in fünf Jahren?

Kunze: Eine Schildkröte ist gegenüber der Kirche noch ein Ferrari. Ich weiß nicht, ob ein Zeitraum von fünf Jahren reicht, um schon markante Veränderungen wahrzunehmen. Ich würde es mir wünschen.

DOMRADIO.DE: Zum Beispiel?

Kunze: Na ja, zum Beispiel, dass die Geschlechtergleichheit kommt und Ämterzugänglichkeit auch für Frauen in der katholischen Kirche möglich wird und dass der Zölibat zu einer freiwilligen Sache erklärt wird. Man muss nicht mehr, wenn man nicht unbedingt will. Und so weiter und so fort.

Heinz Rudolf Kunze

"Ich kann mir ausmalen, wie groß die Widerstände da in der Weltkirche sind."

Aber ich kann mir schon ungefähr ausmalen, wie groß die Widerstände und die Beharrungskräfte in der Weltkirche sind. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Beharrungskräfte. Ich werde im Alter im Grunde genommen immer wertkonservativer. Ich finde es schon gut, wenn eine Einrichtung 2000 Jahre übersteht. Da braucht sie schon eine gewisse Sturheit, sonst geht das nicht. Aber die Sturheit sollte auch ihre Grenzen haben.

DOMRADIO.DE: Verfolgen Sie die Reformdebatten in der Kirche rund um den Vatikan und den Synodalen Weg in Deutschland?

Kunze: Zwei meiner besten Freunde sind evangelische Pastoren. Wir sind Protestanten. Ich verfolge das mit einem Auge als Zeitgenosse. Ich bin nicht ganz tief in der Materie drin, aber ich bin durchaus theologisch interessiert.

Ich habe einen kurzen Moment in meinem Leben mit dem Gedanken gespielt, hinten drauf auch Theologie noch zu studieren, nachdem ich Germanistik und Philosophie abgeschlossen hatte. Mich hat das Gebiet durchaus interessiert. Angefixt hat mich die Thematik durch meine Freunde, weil wir uns oft über solche Dinge unterhalten haben. Die Lektüre von Kierkegaard beispielsweise hat mich dann schon in dieses Fahrwasser gebracht.

Das ist letzten Endes an dem Traum meines Lebens gescheitert. Denn nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, kam sehr schnell und sehr überraschend die Musik ins Spiel. Ich wurde aus meinem normalen Lebensplan herausgerissen, wofür ich nicht böse bin. Aber dem fiel dann dieses Zusatzstudium Theologie zum Opfer.

Das Interview führte Tommy Millhome.

Information der Redaktion: Dies ist ein Auszug des gesamten Gesprächs. Das komplette Interview läuft am Samstag um 12 Uhr im DOMRADIO.

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
DR