Heinrich Steinfest über seinen Roman „Der Allesforscher“

"Ich klettere Hand in Hand mit der Angst"

„Es ist schon komisch, ein so dickes Buch über Menschen zu schreiben, die dann nicht sprechen können“, sagt der Autor Heinrich Steinfest im domradio.de Interview. In seinem Roman „Der Allesforscher“ wird der Manager Sixten Braun von einer Sinnkrise heimgesucht und begegnet einem kleinen Jungen aus Taiwan, mit dem er zwar nicht sprechen kann, der ihm aber auf eine fast magische Weise den Weg in ein neues Leben zeigt.

Heinrich Steinfest / © Christian Hass
Heinrich Steinfest / © Christian Hass

Sixten Brauns Managerleben wird erschüttert, als in Taiwan ein Wal explodiert und Sixten von einem Teil des Wal-Innenlebens k.o. geschlagen wird. „Das ist ja ein Urknall. Ich brauchte einen Beginn, der einen Schöpfungsbeginn darstellt und eine Figur, die natürlich vorher existiert, aber eine fast geisterhafte Existenz führt und durch diesen Urknall ins richtige Leben befördert wird“, sagt Heinricht Steinfest. Sixten Braun kommt in Taiwan ins Krankenhaus, verliebt sich – und kommt so Jahre später, als er längst wieder in der Heimat ist, zu einem Kind, das angeblich von ihm sein soll. Mit dem Waisenkind aus Taiwan kann er nicht sprechen, er weist es zunächst zurück. "Aber nach und nach vereinnahmt ihn dieses Kind und führt ihn dazu, ein Schicksal anzunehmen, sich nicht etwas Bestimmtes zu wünschen, sondern genau dieses Kind anzunehmen", sagt Steinfest. 

„Er begegnet auch diversen Ängsten. Das Kind wird dabei sein Schutzengel, sich auch mit diesen Ängsten zu konfrontieren. Es ist ein Schutzengel und ein göttlicher Bote“, sagt der Autor. Sixten Braun hat vor vielen Jahren bei einem Bergunfall seine Schwester verloren. Das Kind Simon wird nun bei einer Bergtour sein Bergführer – und öffnet ihm den Zugang zu einer anderen Welt, in der Träume eine Brücke ins Überirdische sind. „Man kann die Angst nicht überwinden oder zerstören. Sixten sagt, man kann sich mit ihr Hand in Hand bewegen, man kann Hand in Hand mit der Angst klettern,“ sagt der Autor.

Heinrich Steinfest stellt in seinem furiosen Roman "Der Allesforscher" die großen Fragen nach dem Sinn, nach Leben und Tod. Er schickt seinen Helden Sixten Braun auf eine ungewöhnliche Reise, die ihn verwandelt und zurück ins Leben trägt. Dabei hilft ihm ein kleiner Junge, eine Art Engel oder göttlicher Bote, der ihn magisch berührt, ohne ein Wort zu sagen. "Das, was am Anfang für ihn eher ein großes Problem ist und ihn einschränkt, entpuppt sich dann als große Freiheit: einmal sich nicht auf die Sprache zu verlassen", sagt Steinfest über seinen Helden Sixten Braun.