Hessen-nassauische Kirche muss Millionenbeträge einsparen

Haushalt "mit hohem Defizit"

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau muss bis 2030 Millionenbeträge einsparen - das ergab die diesjährige Synode. Um dies zu erreichen, sollen auch Gebäude wie die Evangelische Jugendburg Hohensolms aufgegeben werden.

Symbolbild Geld und Kirche / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Geld und Kirche / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Im Zentrum der digital tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) haben die Verabschiedung des Haushalts für 2022 und die Weiterarbeit am Spar- und Kirchenentwicklungsprozess "ekhn2030" gestanden. Zum Abschluss der Tagung am Samstag ehrten Kirchenpräsident Volker Jung und Präses Ulrich Oelschläger den langjährigen Vorsitzenden des synodalen Verwaltungsausschusses, Volker Ehrmann (78), mit der Niemöller-Medaille, der höchsten Auszeichnung der EKHN.

Personalkosten ist größter Posten 

Der Haushalt für das kommende Jahr hat ein Volumen von 710 Millionen Euro (2020: 703 Millionen Euro). Allein für die Arbeit auf Gemeinde- und Dekanatsebene sind mehr als 346 Millionen Euro vorgesehen. Den größten Einzelposten bilden mit mehr als 327 Millionen Euro die Ausgaben für das Personal. Für das kommende Jahr werden 515 Millionen Euro an Kirchensteuereinnahmen erwartet.

Der Haushalt für 2022 sei kein "Sparhaushalt" auf dem Weg ins Jahr 2030, sondern einer "mit hohem Defizit", sagte der Finanzdezernent Heinz Thomas Striegler. Den Jahresfehlbetrag bezifferte er mit fast 60 Millionen Euro, er müsse mit Rücklagen ausgeglichen werden.

Derzeit rechnet die EKHN im Jahr 2030 mit weniger als 1,2 Millionen Mitgliedern gegenüber 1,4 Millionen heute. Deswegen sollen die jährlichen Ausgaben ausgehend vom Jahr 2020 mit rund 700 Millionen Euro um 140 Millionen Euro ab dem Jahr 2030 gesenkt werden.

Verkauf der Jugendburg Hohensolms

Der EKHN-Personaldezernent Jens Böhm wies vor der Synode darauf hin, dass von den aktuell rund 1.500 Seelsorgerinnen und Seelsorgern in den kommenden Jahren bis zu 100 jährlich in den Ruhestand gehen. Für 2022 seien 1.390 volle Pfarrstellen vorgesehen. Etwa sieben Prozent davon blieben unbesetzt.

Die Synode beauftragte die Kirchenleitung, an dem Verkauf der Jugendburg Hohensolms bei Wetzlar und der neuen Nutzung der Jugendbildungsstätte Kloster Höchst weiterzuarbeiten. Die Burg soll an eine Stiftung verkauft werden. Aus dem Tagungshaus im Kloster soll ein Zentrum kirchlichen, diakonischen und kirchennahen Engagements werden, das durch neue Formen des Wohnens ergänzt wird.

Außerdem beschloss die Synode, dass der Verkaufserlös aus der Liegenschaft in Hohensolms der Kinder- und Jugendarbeit zugute kommen soll. Mit Blick auf die Förderung der Jugend stimmten die Delegierten einstimmig einem Antrag zu, Jugenddelegierten künftig auch volles Stimmrecht in der Synode zu gewähren.

Neuausrichtung der Kinder- und Jugendarbeit

Wichtigste Personalentscheidung war die Wahl der Offenbacher Pfarrerin Henriette Crüwell zur neuen Pröpstin für Rheinhessen und das Nassauer Land. Die 50-jährige Theologin tritt zum 1. September 2022 die Nachfolge von Klaus-Volker Schütz an, der in den Ruhestand geht. Neu in die Kirchenleitung gewählt wurde die Kauffrau Frauke Grundmann-Kleiner aus Dreieich. Thorsten Hinte wurde als Nachfolger von Wolfgang Heine zum neuen Dezernenten für Finanzen, Bau und Liegenschaften bestimmt.

Die Synode setzte sich in Resolutionen für eine ausreichende Finanzierung der Krankenhäuser in Hessen und Rheinland-Pfalz und für einen stärkeren humanitären und politischen Einsatz für die Flüchtlinge an der polnisch-belarussischen Grenze ein.

Großen Raum nahm auf der Synodentagung die Weiterarbeit am Prozess "ekhn2030" ein. Debattiert wurde unter anderem über die Neuausrichtung der Kinder- und Jugendarbeit und die Zusammenarbeit von Gemeinden und lokalen Akteuren in "Nachbarschaftsräumen".


Quelle:
epd