Harvard-Forscher: Papst hat in Kondomfrage Recht

Rückendeckung für Benedikt XVI.

Ein führender Aids-Forscher der US-Universität Harvard hat die Aussagen von Papst Benedikt XVI. zur Kondomfrage verteidigt. Die Medien seien in diesem Fall auf der falschen Seite, sagte der Experte für Aids-Prävention und Buch-Autor Edward Green am Wochenende der katholischen US-Nachrichtenagentur CNA. Es sei wissenschaftlich kein Zusammenhang zwischen einer höheren Komdomverbreitung und einer niedrigeren HIV-Infektionsrate nachweisbar. Nötig sei eine Veränderung des Sexual-Verhaltens.

 (DR)

«Theoretisch sollten Kondome funktionieren, und theoretisch sollte ein bestimmter Kondomgebrauch besser sein als kein Kondomgebrauch», so Green wörtlich: «Aber das ist die Theorie.» Nicht nur, dass Kondome nicht die Lösung des Aids-Problems brächten. Sie könnten es sogar noch verschärfen.

Damit wählte der Harvard-Forscher, der sich selbst als Liberalen bezeichnet, ähnliche Worte wie Benedikt XVI. zu Wochenbeginn bei seiner «Fliegenden Pressekonferenz» auf dem Weg zu seiner Afrika-Reise. Die Aussagen des Papstes hatten einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Medienvertreter und Politiker nannten das Kirchenoberhaupt eine «Bedrohung für die öffentliche Gesundheit», einen «Zyniker» und «Verbrecher».

Nach Einschätzung Greens ist nicht eine mangelnde Verbreitung und Wissensvermittlung um den richtigen Kondomgebrauch für die hohen Aids-Raten verantwortlich. Vielmehr habe die Industrie das Kondom von einem zweit- oder drittrangigen Präventionsinstrument gegen unerwünschte Schwangerschaften zur vermeintlich «wichtigsten Waffe gegen Aids» stilisiert, um die Nachfrage zu erhöhen.

Green, der nach eigenen Angaben selbst lange Zeit für Programme zur Familienplanung in Afrika tätig war, beschreibt die Afrikaner als in sexuellen Fragen konservativ. Ein Überstülpen liberaler westlicher Programme, etwa Aids-Präventions-Trucks mit Rockmusik zur Kondomwerbung, werde dort eher als anstößig empfunden.

Als ein Beispiel für eine misslungene Intervention des Westens beschreibt der Harvard-Forscher die Situation in Uganda. Dort sei durch eine Regierungskampagne, die sexuelle Treue propagiert und die zur Kultur des Landes gepasst habe, die HIV-Infektionsrate zunächst um zwei Drittel zurückgegangen. Die ugandischen Behörden hätten erkannt, dass selbst jenseits von religiösen und kulturellen Gründen «keiner Kondome mag», so Green. Nach 2004 sei die Rate dann wieder gestiegen. Dies führt der US-Forscher auf den Einfluss westlicher Kampagnen zur Kondomverbreitung zurück. Es liege auf der Hand, «dass die Lösung in einer Veränderung des Verhaltens liegt», meint der US-Wissenschaftler.