Hans-Jochen Jaschke vollendet sein 75. Lebensjahr

Deutschlands bekanntester Weihbischof

Weihbischöfe agieren oft eher im Hintergrund eines Bistums. Doch dank der historischen Umstände und auch seiner Persönlichkeit entwickelten sich die Dinge für Hans-Jochen Jaschke etwas anders. Nun wird er 75 Jahre alt.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Weihbischof Hans-Jochen Jaschke wird 75 / © Axel Heimken (dpa)
Weihbischof Hans-Jochen Jaschke wird 75 / © Axel Heimken ( dpa )

Offiziell ist der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke nie an die Spitze eines Bistums gerückt. Dennoch genießt der dienstälteste Bischof der Hansestadt Bekanntheit weit über den Norden hinaus. Den Experten für Ökumene und interreligiösen Dialog zeichnen Offenheit, Humor, ein scharfer Intellekt und Mut aus. Und gerade dieser ist seiner Kirche oft zugutegekommen, nicht nur in der Missbrauchskrise 2010. Diesen Donnerstag wird der promovierte Theologe 75 Jahre alt.

Als 2010 die Debatte um sexualisierte Gewalt an Kindern höchste Wellen schlug, war es vor allem Jaschke, der im Fernsehen bei Plasberg, Illner, Maischberger und Lanz für die katholische Kirche Gesicht zeigte. Denn wenn mancher lieber abtaucht, läuft er zu Hochform auf. Bereits Anfang 1989 kam Jaschke als Weihbischof des Bistums Osnabrück, zu dem Hamburg noch gehörte, in die Hansestadt.

Rekordhalter im Norden und Islamexperte

Damit ist er einsamer Rekordhalter im Norden: Kein katholischer oder evangelischer Bischof war hier je so lange im Amt.

Reich ist die Themenpalette von Jaschke, der zum Schülerkreis seines Doktorvaters Joseph Ratzinger und des späteren Papstes Benedikt XVI. gehört. Als Islam-Experte setzt er sich dafür ein, dass Muslime ihren Glauben praktizieren und Moscheen bauen können. Im Umgang der Religionen miteinander fordert er Augenmaß. "Wir können nicht alles gesetzlich regeln", sagte er kürzlich zum Thema Burkaverbot.

Umgekehrt bekundete er die Erwartung, dass Mitglieder einer Religionsgemeinschaft die Bevölkerungsmehrheit "auch nicht vor den Kopf stoßen". Immer wieder lobt Jaschke das gute Verhältnis von Katholiken und Juden und ruft zu Wachsamkeit gegenüber Juden-Feindschaft auf.

Rechtspopulistische Positionen gegen Zugewanderte und Andersdenkende geißelt er als braunen Sumpf, warnt Politik und Gesellschaft aber auch davor, auf dem linken Auge blind zu sein. 2009 wurde Jaschke als Vertreter der katholischen Kirche in den Rat der "Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung" berufen - schließlich hat der Theologe persönliche Erfahrung mit dem Thema.

Promotion bei Joseph Ratzinger

Jaschke wurde am 29. September 1941 im oberschlesischen Beuthen geboren. Nach der Vertreibung kam seine Familie 1945 ins niedersächsische Bückeburg. Auf das Theologie- und Philosophie-Studium in Frankfurt und Münster folgte 1967 die Priesterweihe. 1974 promovierte er in München bei Joseph Ratzinger.

Am 8. Januar 1989 empfing Jaschke in Osnabrück die Bischofsweihe. Als Bischofsvikar im 1995 gegründeten Erzbistum Hamburg war er Vorsitzender der Landescaritasverbände für Hamburg und Schleswig-Holstein. In der Bischofskonferenz war er lange Jahre auch Beauftragter für die Bundespolizei und Mitglied der gemeinsamen Konferenz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und der Bischöfe.

Rücktrittsangebot laut Kirchenrecht

Sein Geschick in ökumenischen Angelegenheiten kann Jaschke, der privat gern um die Alster radelt, in der nordischen Diaspora hinreichend unter Beweis stellen. Nicht erst seit dem "ökumenischen Katholikentag" im Jahr 2000 in Hamburg trat er immer wieder mit der evangelischen Bischöfin Maria Jepsen auf - geradezu legendär ist ein Foto der beiden im Strandkorb. Jepsens Rücktritt im Juli 2010 bedauerte "Hajo" Jaschke zutiefst.

Mit seinem 75. Geburtstag muss er dem Papst laut Kirchenrecht seinen Rücktritt anbieten. Wie lange ihn Franziskus im Amt belässt, ist schwer zu sagen. Doch hat der Weihbischof schon gut zwei Wochen nach seinem Ehrentag einen bedeutenden Termin: Er nimmt an der ersten gemeinsamen Reise der Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland ins Heilige Land teil (16. bis 22. Oktober). Bei der Pilgerreise unmittelbar vor Beginn des Reformationsgedenkens 2017 wollen die gut ein Dutzend Teilnehmer mit Gottesdiensten und im persönlichen Austausch an Ursprungsorten des christlichen Glaubens die Verbundenheit der Kirchen zum Ausdruck bringen - sicher ganz nach dem Geschmack des Ökumenikers Hans-Jochen Jaschke.


Quelle:
KNA