In Hannover können Paare sich in 23 Minuten trauen lassen

"Da ist ein riesengroßes Interesse"

16 Brautpaare in sieben Stunden: Pastor Stephan Lackner hat am 23.03.2023 ein straffes Programm. Jede Trauung dauert nur 23 Minuten. Reicht die Zeit für ein so wichtiges Sakrament?

Hochzeitspaar / © Sharomka (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Letztes Jahr hat die Veranstaltung ebenfalls stattgefunden, im Februar. Damals waren es 15 Paare.

Stephan Lackner (Pastor in der Marktkirche Hannover): 15 Paare waren geplant, es waren am Ende 16, weil ein Paar einfach so kam und sagte: "Wir haben uns angemeldet, auch wenn ihr das nicht mitbekommen habt, aber wir sind hier." Dann hatten wir noch eine Pause zwischendrin und die haben wir dann mit dem 16. Paar belegt.

DOMRADIO.DE: Welche Erfahrung haben Sie denn vom letzten Jahr mitgenommen? Hat sich etwas verändert für dieses Jahr?

Lackner: Die Erfahrung war, dass es ein ganz großes Interesse daran gibt, Trauungen in dieser knappen Form durchführen zu können. Normalerweise bedeutet eine Hochzeit mit vielen Gästen, viel Essen, mit pompöser Location auch viel Organisation, Arbeit und auch Geld. Und aus verschiedenen Gründen finden manche nicht die Möglichkeit, das zu machen und kommen dann gar nicht zum kirchlichen Segen, den sie aber vermissen.

Panoramaansicht auf die Stadt Hannover, in der Mitte die Marktkirche (shutterstock)
Panoramaansicht auf die Stadt Hannover, in der Mitte die Marktkirche / ( shutterstock )

Jetzt ist dieses Angebot genau für diejenigen, die sagen: "Dazu hatten wir keine Gelegenheit, aber auf den Segen möchten wir nicht verzichten. Und wenn das jetzt so einfach möglich ist, dann machen wir das." Da ist ein riesengroßes Interesse. Im letzten Jahr haben wir neben den 16 Paaren auch noch Brautpaare abgelehnt. In diesem Jahr mussten wir das auch. Obwohl wir die Zeit schon von vier auf sieben Stunden erweitert haben.

DOMRADIO.DE: Haben Sie denn auch noch Kontakt zu manchen Paaren, die sich vielleicht letztes Jahr getraut haben? Wie fanden die das?

Lackner: Sie waren ganz gerührt. Es gab ein Paar, das hinterher nochmal kam und sich bedankte und auch nochmal zum Interview zur Verfügung stand, weil es den beiden wichtig war, das weiterzugeben. Es gab ein Paar, wo ein Partner in der Kirche war, der andere aber nicht. Und der hat gesagt: "Ich möchte unbedingt eintreten. Das war so berührend. Und ich weiß jetzt, warum ich dazugehören möchte." Und es gibt ein Paar, das in diesem Jahr auch nochmal zur Verfügung stand. Das hat sich im letzten Jahr am 22.02.2022 um 22:22 trauen lassen. Da hatten wir dieses Jahr auch noch Kontakt.

DOMRADIO.DE: Sie haben angesprochen, dass man sich Hochzeiten klischeehaft eher pompös und aufwendig vorstellt. Das ist ja an diesem Abend nicht wirklich der Fall. Warum machen Paare da überhaupt mit, wenn die Hochzeit ein bisschen minimalistisch ausfällt? Was meinen Sie?

Lackner: Die entscheidenden Punkte stehen im Mittelpunkt: Das sind die Traufrage, der Ringwechsel und der Trausegen. Dazu ein Trauspruch mit Auslegung, ein Psalmgebet, ein Fürbittgebet und der Segen für alle. Vom Ablauf her ist das Wesentliche dabei. Und darum geht es, glaube ich, den Brautpaaren: Um das Wesentliche.

Es ist natürlich auch schön geschmückt. Deswegen ja auch "Candlelight-Trauung" mit Kerzen in einer roten Backsteinkirche, die beleuchtet ist. Das hat auch einen besonders romantischen Ausdruck. Aber das wichtigste ist der Segen, der steht hier im Mittelpunkt. Das andere kann vernachlässigt werden, wie viele Gäste, wie pompös ausgeschmückt das ist.

Pastor Stephan Lackner

"Vom Ablauf her ist das Wesentliche dabei. Und darum geht es, glaube ich, den Brautpaaren: Um das Wesentliche."

DOMRADIO.DE: Geht der Trend womöglich auch eher in Richtung der kleineren, weniger aufwendigen, günstigeren Hochzeit allgemein?

Lackner: Ich glaube nicht. Ich bin auch gleichzeitig auf Hochzeitsmessen und sehe, was angeboten wird. Und ich glaube, dass beides gewünscht wird. Sowohl das eine wie das andere. Es ist ja auch kulturell sehr unterschiedlich, wie groß die Gesellschaften sind, die zu Hochzeiten eingeladen werden. Ich denke, das ist ein sehr gutes, ergänzendes Angebot zu den wunderschönen anderen Angeboten mit toller Location und allem Drum und Dran.

DOMRADIO.DE: 23 Minuten pro Brautpaar - wie sind Sie auf diese Zeit gekommen?

Lackner: Na ja, durch das Datum. Letztes Jahr waren es 22 Minuten und dieses Jahr sind es 23 Minuten. Das hat eine Symbolfunktion. Ich glaube, dass besondere Daten für besondere Momente besonders schön sind. Ob wir auf die Sekunde genau sind, weiß ich nicht. Aber es wird deutlich: Es geht hier um das Wesentliche und das kriegen wir in 23 Minuten hin.

DOMRADIO.DE: Also ist es nicht so, dass da ein Timer mitläuft und die Eieruhr klingelt, wenn die 23 Minuten rum sind.

Lackner: Nein, schwierig wird es nur, wenn wir aus 23 Minuten eine Stunde machen würden. Dann würde es nicht hinhauen.

Das Interview führte Florian Helbig.

Quelle:
DR