Hannelore Kohl

Domradio überträgt Trauerfeier

 (DR)

Speyer, (dpa) Sechs Tage nach ihrem Selbstmord wird Hannelore Kohl heute nach einer Trauerfeier im Speyerer Dom in ihrer Heimatstadt Ludwigshafen beerdigt.
Zu der Trauerfeier, die erwartet die Stadt Speyer einen großen Andrang von prominenten Gästen, Schaulustigen und Journalisten. Hannelore Kohl hatte sich am Donnerstag im Alter von 68 Jahren das Leben genommen. Nach dem Requiem soll sie im Ludwigshafener Familiengrab der Kohls beigesetzt werden.
Weil auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nach Speyer kommt, gilt bei der Feier automatisch Sicherheitsstufe eins. Ebenso werden die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, die Frau des Bundespräsidenten Christina Rau und Altbundespräsident Roman Herzog erwartet.
Wegen der Trauerfeier wurde eigens ein Castor-Transport aus Norddeutschland abgesagt, um in Speyer genügend Polizisten vor Ort haben zu können - rund 1000 Polizisten werden eingesetzt, um die Trauerfeier und das Begräbnis zu schützen.
Der Sarg von Hannelore Kohl wird bereits am Vormittag im Dom aufgestellt. "Ab 12 Uhr mittags werden dann die Tore geöffnet, damit auch die Bürger Abschied nehmen können", sagte eine Sprecherin der Speyerer Stadtverwaltung.
Wegen Restaurierungsarbeiten und Reservierungen im Dom stehen nach Angaben des bischöflichen Ordinariats mit 1500 nur die Hälfte aller Plätze und damit kaum genug für den zu erwartenden Ansturm zur Verfügung.
In Speyer und Kohls Heimatstadt Ludwigshafen wurde Trauerbeflaggung angeordnet. Ursprünglich sollte die Totenmesse eine Familienfeier werden. Dem stand ein gewaltiges Interesse von Medien und Bevölkerung entgegen.
Wegen des erwarteten Besucherandrangs wird das Requiem über Lautsprecher auf den Domplatz übertragen. Fotografen und Kamerateams sind im Dom nicht zugelassen. In der Regel werden nur Totenmessen für Gemeindemitglieder in der fast 1000 Jahre alten, sechstürmigen Basilika gehalten. Dennoch sei für jeden Menschen eine Totenmesse möglich.
Bistumssprecher Schulz betonte aber, es handele sich nicht um einen ökumenischen Gottesdienst. Obwohl Hannelore Kohl evangelische Christin gewesen sei, könne wie in diesem Fall auf Wunsch der Familie eine Trauerfeier allein nach katholischem Ritus stattfinden.
Die Tatsache, dass die 68-Jährige sich das Leben genommen habe, sei heute kein Hinderungsgrund mehr für eine kirchliche Beerdigung: "Die Kirche ist da nicht mehr so streng." Zudem hat die Familie Kohl seit Jahrzehnten enge Verbindungen zu dem Gotteshaus:
Helmut Kohl ist seit langem Förderer des Doms und Vorsitzender des Kuratoriums der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer.
Die anschließende Beisetzung auf dem Friedhof Ludwigshafen-Friesenheim soll dann im engsten Familienkreis bleiben.
Geleitet werden Totenmesse und Beerdigung vom langjährigen Kohl-Freund Erich Ramstetter (75), dem ehemaligen katholischen Stadtdekan von Ludwigshafen. Ramstetter sagte, Hannelore Kohl habe nicht nur an einer Lichtallergie, sondern auch unter den massiven Vorwürfen rund um die CDU-Spendenaffäre gelitten.
Drei Chöre werden zum Auftakt ein Stück aus Giuseppe Verdis Requiem intonieren. Das Schlusslied auf Wunsch der Familie: "Nun danket alle Gott".