Hamburger Ausstellung über Sakralbauten in Judentum, Christentum und Islam

Die Architektur des "Heiligen"

In Hamburg beleuchtet jetzt eine Ausstellung, wie das Sakrale in jüdischen, christlichen und islamischen Gotteshäusern zum Ausdruck kommt. Dem Betrachter öffnen sich dabei teils frappierende Übereinstimmungen der drei monotheistischen Religionen. Auch die Kölner Synagoge an der Roonstraße dient als Anschauungsbeispiel.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Wenn heute öffentlich über die Architektur neuer Sakralbauten - zumeist Moscheen - diskutiert wird, geht es fast immer um Konfliktthemen: Wird das Minarett nicht zu hoch? Passt dieser Bau ins Stadtbild? Stein des Anstoßes sind dabei meist «befremdende» Gebäudeelemente, weil gerade der Islam noch immer eher als fremd empfunden wird. Die Hamburger Ausstellung zeigt dagegen Gemeinsamkeiten moderner Sakralbauten.

Der renommierte Architekt und Bühnenbildner Andreas Heller hatte die Idee zu der Schau unter dem Titel «amen amen amin. Architektur der Predigt in Synagogen, Kirchen, Moscheen». Sie wird im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers im Jüdischen Salon am Grindel gezeigt. «Ich finde es ungeheuer spannend zu zeigen, wie die drei abrahamitischen Religionen jeweils mit dem ,Heiligen' umgehen», sagt Heller, der nach eigenem Bekunden religiös «zwischen allen Stühlen» sitzt. Für die Vorbereitung der Ausstellung, die von der Historikerin Marija Madunic mitkonzipiert wurde, sicher eine gute Voraussetzung.

Traditionelle und eine moderne Sakralbauten
Die Schau zeigt jeweils eine traditionelle und eine moderne Synagoge, Kirche und Moschee. Als Beispiele althergebrachter sakraler Baukunst sind die 1895 erbaute Kölner Synagoge an der Roonstraße, die mittelalterliche evangelische Hauptkirche Sankt Jacobi in Hamburg und die dortige schiitische Imam Ali Moschee aus den 1950er Jahren zu sehen. Schautafeln und Leihgaben wie ein siebenarmiger Leuchter, eine Bibel und ein Koranpult illustrieren Wesen und Geschichte dieser äußerlich sehr unterschiedlich anmutenden Gebäude.

Ihnen gegenüber gestellt sind die Dresdener Synagoge, die katholische Kirche Herz Jesu in München und die Moschee im oberbayerischen Penzberg, die dem Betrachter in großen Modellen und einem Fotoessay des Hamburger Fotografen Stefan Volk nahegebracht werden. Diese drei Bauwerke, alle in den vergangenen zehn Jahren errichtet, bieten eine überraschend ähnliches Bild: Fast monumentale, helle Gebäude, an denen quadratische Formen vorherrschen.

So hat die katholische Herz-Jesu-Kirche durch ihre schnörkellose Klarheit und das Fehlen jeglicher Bilder so gar nichts gemein mit berühmten Barockkirchen Oberbayerns. «Für manch älteren Besucher ist das fast eine Zumutung», berichtet Hans Späth, seit zehn Jahren Pfarrer von Herz Jesu, in einem Tondokument der Ausstellung. Auf junge Menschen hingegen wirke dieses neue Raumgefühl sogar inspirierend, so der Priester.

Moderne Bauten: Unterschiede nur im Detail
Mit ihrer Schachtelbauweise, der doppelten gläsernen Hülle und den beiden haushohen blauen Türflügeln weckt die Kirche eher Assoziationen mit dem Bundeskanzleramt in Berlin. «Das Heilige wird nun mal kopiert», sagt der Hamburger Kunsthistoriker Hermann Hipp, der sich schon in seiner Dissertation vor 40 Jahren mit dem Thema befasste. «Selbst in der Architektur, und selbst für Bundeskanzlerämter.»

Ähnliches gilt für die Penzberger Moschee und die Dresdener Synagoge. Die drei modernen Gotteshäuser unterscheiden sich tatsächlich «nur» in Details: Symbole wie die Tora, das Kreuz oder ein Gebetsteppich machen deutlich, ob hier zu Jahwe, Gott oder Allah gebetet wird, erklärt Hipp. Der gravierendste Unterschied ist die geografische Ausrichtung der Synagoge gen Jerusalem, der Moschee nach Mekka und der Kirche in Richtung aufgehende Sonne, weil Christus als das Licht der Welt verehrt wird. Aspekte, die bei einer Veranstaltungsreihe zur Ausstellung sicher noch näher zur Sprache kommen.