Hamburg: Ökumenisches Forum Hafencity nimmt Formen an

"Hingucker mit güldener Fassade"

Manche sprechen schon von einem "Kloster", das da in Europas städtebaulich größtem Projekt am Hamburger Hafen entsteht. Doch das ist das Ökumenische Forum Hafencity natürlich nicht. Sondern: "Wir wollen hier alle Menschen ansprechen, die in der Hafencity wohnen, arbeiten oder als Touristen sind", so die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen. "Sie sollen den Reichtum der christlichen Botschaft von uns gemeinsam vermittelt bekommen."

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

In einem bundesweit einzigartigen Projekt wollen 18 Konfessionen diese Idee gemeinsam umsetzen. Wie genau das 4.600-Quadratmeter-Gebäude bei seiner Eröffnung Mitte 2011 aussehen könnte, wurde jetzt durch einen Architektenwettbewerb ermittelt.

Von «güldenem Material» und «außergewöhnlich gelungenem Spagat» sprach ein sichtlich begeisterter Oberbaudirektor Jörn Walter bei der Vorstellung des Siegerentwurfs am Donnerstag in der Hafencity. Einmal mehr hat das Saarbrücker Architektenbüro Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch das Rennen gemacht. Das Team entwarf unter anderem bereits die Neue Synagoge in Dresden, das Jüdische Zentrum in München und gewann auch den Architektenwettbewerb für das Jüdische Museum in Köln.

Der Entwurf für Hamburg fällt durch einige konvexe und konkave Schwünge in der Fassade deutlich aus dem Rahmen. Den Eingang bildet ein großes Kreuz, auf Höhe des Obergeschosses prangt eine Kirchenglocke. Das Ganze ist in Backstein gehalten, nach Angaben des Architekten Nikolaus Hirsch «eine Art Reverenz an die Tradition der Hansestadt». Auch solle mit dem leicht nach innen geneigten Eingang der Gestus des Einladenden betont werden, sagt der Baumeister.

Mit diesem Ansatz kommt er dem Vorhaben des ökumenischen Trägervereins «Brücke», in dem sich die verschiedenen Kirchen zusammengeschlossen haben, sehr entgegen. «Der Entwurf bietet die beste Umsetzung der Funktionen als Kapelle, kirchliches Informationszentrum sowie Ort der Begegnung und Gastfreundschaft», sagt der Vereinsvorsitzende, der methodistische Pfarrer Karsten Mohr.

Dabei geht es dem Verein, dem unter anderen die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche, das Erzbistum Hamburg, Methodisten, Baptisten, Reformierte, Anglikaner, Orthodoxe, Freikirchen und Altkatholiken angehören, nicht darum, im neu entstehenden Mega-Stadtteil eine eigene Gemeinde zu errichten. Vielmehr soll hier an prominenter Stelle vermittelt werden: Hamburg ist keine Stadt ohne Gott, wie es der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke ausdrückt.

So ist geplant, in dem Gebäude einen sakralen Raum für Ruhe, Gebet und Besinnung einzurichten, ein Bistro, ein Infozentrum, einen Versammlungsraum sowie Büroräume, die möglichst von kirchlichen Institutionen gemietet werden sollen. Die Baukosten von bis zu zwölf Millionen Euro übernimmt eine Grundstücksgesellschaft der evangelisch-lutherischen Kirchenkreise in Hamburg.

Schließlich gibt es eine rund 200 Quadratmeter große Wohnung für die bislang vier Mitglieder der ökumenischen Kommunität «Laurentiuskonvent». Hier soll in der Tat die Möglichkeit bestehen, eine Zeit lang mit den beiden Ehepaaren - drei Protestanten und eine Katholikin - ihre Art von christlicher Lebensform zu teilen, sagt die evangelische Pastorin Antje Heider-Rottwilm.

Sie macht in der provisorischen Kapelle, die seit Ende 2008 in der Hafencity steht, bereits geistliche Angebote. Bei manchen Bewohnern, Bauarbeitern und Touristen sorgte der orangefarbene Betonquader zunächst für großes Aufsehen. Auch das endgültige Ökumenische Forum Hafencity dürfte ein «Hingucker» werden. Und genau das wollen die Kirchen.