Guardini-Stiftung feiert 25-jähriges Bestehen

"Das kulturelle Leben großartig bereichert"

Auf ganz unterschiedliche Weise engagiert sich die in Berlin gegründete Guardini-Stiftung seit 25 Jahren für den überkonfessionellen Dialog zwischen Wissenschaft, Kunst und Religion. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Das silberne Gründungsjubiläum der Guardini-Stiftung haben am Freitagabend in Berlin Repräsentanten aus Kirche, Politik und Kultur gefeiert. Unter ihnen waren der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, und die Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Anja Schillhaneck.



Sie würdigten den interkonfessionellen Dialog zwischen Wissenschaft, Kunst und Religion, den sich die Kulturstiftung zum Ziel gesetzt hat. Dazu veranstaltete sie seit 1987 mehrere hundert Ausstellungen, Diskussionen, Filmreihen und Gottesdienste mit Kompositionen moderner Sakralmusik, die sie in Auftrag gab.



Zu den Gründern gehörten eine Reihe Prominenter aus Politik und Gesellschaft, unter ihnen der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier, der Verleger Wolf Jobst Siedler und der heutige Stiftungspräsident Ludwig von Pufendorf. Im Gründungsbeirat engagierten sich zudem Wladislaw Bartoszewski, Gesine Schwan, Klaus Töpfer und Carl Friedrich von Weizsäcker. Im Hintergrund war auch der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl ein sehr effektiver Förderer der Stiftungsarbeit.



Benannt ist die Stiftung nach dem katholischen Theologen Romano Guardini (1885-1968). Von 1923 bis 1939 hielt er an der damaligen Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität vielbeachtete Vorlesungen über Religionsphilosophie und katholische Weltanschauung.



Dessen akademische Tätigkeit setzt an der heutigen Humboldt-Universität seit acht Jahren ein Stiftungs-Lehrstuhl fort, der auf Initiative der Guardini-Stiftung errichtet wurde. Bei der Jubiläumsfeier übernahm der Turiner Religionsphilosoph Ugo Perone (67) die Professur von dem aus Luxemburg stammenden Theologen und Philosophen Jean Greisch (70). Seine Lehrtätigkeit beginnt Perone am 12. November.



Schillhaneck bezeichnete die Stiftung als "wichtigen Träger des kulturellen Lebens im vorkirchlichen Raum, der es großartig bereichert". Die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus würdigte vor allem den Guardini-Lehrstuhl, der an der Evangelisch-Theologischen Fakultät angesiedelt ist. Dieses Stiftungsmodell könnte in weiterer Zukunft Vorbild für einen islamischen Lehrstuhl sein, sagte sie. "Leider haben wir keine katholische Fakultät in der Stadt", fügte Schillhaneck hinzu.



Perisset hob in seinem Grußwort die große Verehrung von Benedikt XVI. für Guardini hervor. Der Religionsphilosoph habe den heutigen Papst als jungen Theologen maßgeblich geprägt, so der Vatikan-Botschafter.



Stiftungspräsident von Pufendorf sagte, trotz großen Zuspruchs auch bei Politikern sei die Stiftung derzeit in "bedrängenden Finanznöten". Langjährige Unterstützer seien nun selbst in Bedrängnis oder hätten ihr Förderungsprofil geändert. Zugleich dankte er besonders dem Verband der Diözesen Deutschlands und dem Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, das kirchliche Initiativen in Minderheitenlage fördert, für ihre Unterstützung.



Ungeachtet ihrer Probleme bereite die Stiftung weitere Projekte vor, kündigte von Pufendorf an. Er nannte eine neue Reihe unter dem Titel "Auf der Suche nach dem Spirituellen", an der sich im kommenden Jahr auch der Dirigent Kent Nagano beteilige. Zudem seien mit Blick auf das 2017 bevorstehende 500-Jahr-Gedenken der Reformation Inszenierungen in Wort, Bild und Ton zu jeweils einem der Zehn Gebote geplant.



Eröffnet wurde die Jubiläumsfeier mit einer ökumenischen Vesper in der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche. Dabei wurde eine Auftragskomposition von Christophe Looten für Mezzosopran und zwei Violoncelli sowie Orgel zu Psalm 121 aufgeführt. Zudem fanden beim Festakt Uraufführungen zweier Kompositionen von Alexander Muno statt. Den Festvortrag hielt der Astrophysiker Erwin Sedlmayer.



Zum Jubiläum ist in der Guardini-Galerie in Berlin-Kreuzberg (Askanischer Platz 4) eine Ausstellung zu sehen. Unter dem Titel "Zwei Flüsse" präsentiert sie erstmals in Deutschland Zeichnungen und Mischtechniken des Filmregisseurs Pier Paolo Pasolini und seines Weggefährten Guiseppe Zigaina.