Sie sei eine "international hoch angesehene Frau, die sich aus christlicher Verantwortung für die Opfer von Menschenhandel, Zwangsprostitution und Sextourismus einsetzt". Die zupackende Ordensfrau sei eine beispielhafte Verfechterin der Rechte von Frauen. Schwester Lea zeigte sich beeindruckt, dass bereits Romano Guardini (1885-1968) über die Vermarktung des weiblichen Körpers in der Werbung entsetzt gewesen sei.
Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro will sie nach eigenen Worten an den von ihr gegründeten Verein SOLWODI (Solidarity with Women in Distress) weiterreichen. SOLWODI entstand 1985 in Kenia und ist seit 1988 auch in Deutschland aktiv, derzeit an zwölf Standorten. Unter den 46 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen sind 16 Schwestern aus 13 verschiedenen Ordensgemeinschaften.
Der Verein kümmert sich um Opfer von Menschenhandel. Er gewährt ihnen Unterschlupf, organisiert ihre medizinische Versorgung und versucht sie für eine Anzeige bei der Polizei zu gewinnen. Leider würden immer noch viele potenzielle Zeuginnen aus Deutschland abgeschoben, bevor sie gegen die Täter vor Gericht aussagen könnten, beklagte die Ordensfrau. Sie fände es gut, wenn Freier von Zwangsprostituierten wie in Schweden bestraft würden.
Menschenhandel immer noch nicht in der Öffentlichkeit
Schwester Lea äußerte sich irritiert darüber, dass es in Deutschland über Menschenhandel und Zwangsprostitution bisher keine breite Empörung in der Bevölkerung gebe. «Das Problem spielt sich nicht auf einem fernen Kontinent ab, sondern mitten unter uns.» Das Verbrechen werde aber nur unzureichend strafrechtlich verfolgt. Pro Jahr würden schätzungsweise 120.000 Frauen und Kinder nach Deutschland verschleppt. Ermittelt werde aber nur in rund 400 Fällen. Damit sei Menschenhandel das denkbar «lukrativste und risikofreieste Geschäft».
Der Guardini-Preis wird alle zwei Jahre in Erinnerung an einen der bedeutendsten katholischen Religionsphilosophen des 20. Jahrhunderts verliehen. Bisher erhielten ihn unter anderen der Theologe Karl Rahner, der Physiker Werner Heisenberg, der Komponist Carl Orff, der Umweltpolitiker Klaus Töpfer und der frühere Bundesverfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde.