Grundsätzliche Differenzen zwischen Orthodoxen und EKD

Es brodelt weiter

Zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland bleiben nach der Wahl von Margot Käßmann zur EKD-Ratsvorsitzenden weiterhin Differenzen. Auch nach Signalen des Einlenkens aus Moskau blieben grundsätzliche Unterschiede im Amts- und Kirchenverständnis bestehen, sagte Käßmann am Dienstag. Wesentlicher Streitpunkt seien das Kirchen- sowie das Amtsverständnis.

 (DR)

Das Außenamt des Moskauer Patriarchats hatte angekündigt, wegen der Wahl Käßmanns die Kontakte zur EKD auszusetzen. Nach Kritik aus der EKD, die diesen Schritt «unangemessen» nannte, hatte der russische Erzbischof Longin versichert, seine Kirche wolle weiter den Dialog mit der EKD. Ein Patriarchatssprecher sagte, ein Neustart der Beziehungen sei nötig. «Ich bin der Überzeugung, dass es zum Wesen der Ökumene gehört, Differenzen in gegenseitigem Respekt zu akzeptieren», erklärte die hannoversche Landesbischöfin.

Dazu gehöre auch die Anerkennung, dass in den Kirchen der Reformation Frauen und Laien kirchenleitende Positionen einnehmen: «Insofern kann es zur EKD keine offiziellen Kontakte an der Ratsvorsitzenden vorbei geben», sagte Käßmann. Dies habe sie dem Moskauer Patriarchat durch ein gemeinsames Schreiben mit EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte deutlich gemacht. Für die EKD gebe es zum einen biblische Gründe für die Akzeptanz von Frauen in führenden kirchlichen Ämtern: «Frauen waren die ersten, die die Lehre Jesu verkündigt haben.» Zum anderen gebe es theologische Gründe durch die Grundüberzeugung vom Priestertum aller Getauften.

Käßmann wies Medienspekulationen zurück, nach denen ihre Ehescheidung dazu beigetragen habe, dass das Patriarchat in Moskau die Beziehungen zur EKD aussetzen wollte. «Das kann ein Grund nicht sein, da meines Wissens ein früherer Patriarch selbst geschieden ist», sagte die Theologin, die sich 2007 von ihrem Mann getrennt hat. Die hannoversche Landesbischöfin war im Oktober von der EKD-Synode in Ulm zur Nachfolgerin des Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber gewählt worden.