Grütters will Pflichtbesuche in KZ-Gedenkstätten

Wichtige Vermittler

Pflichtbesuche in KZ-Gedenkstätten: Kulturstaatsministerin Monika Grütters möchte, dass Lehrer mit den Fächern Geschichte, Politik oder Deutsch sich auf diese Weise mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen.

KZ-Gedenkstätte Dachau / © Andreas Gebert (dpa)
KZ-Gedenkstätte Dachau / © Andreas Gebert ( dpa )

Die Bundesregierung will die Bildungsarbeit der NS-Gedenkstätten zusätzlich fördern. Dazu stellt sie bis 2022 für das neue Programm "Jugend erinnert" insgesamt 17 Millionen Euro zur Verfügung, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Montag in Berlin bei einem Besuch des Anne-Frank-Zentrums mitteilte.

Sie wolle bei der nächsten Kulturministerkonferenz dafür werben, dass ein solcher Besuch verpflichtender Teil ihrer Ausbildung werden solle. "Gedenkstätten sind authentische und eindrucksvolle Orte für eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus", sagte Grütters am Montag in Berlin.

Erinnerungskultur bei jungen Menschen stärken

Um Kinder und Jugendliche gut darauf vorzubereiten, seien Lehrerinnen und Lehrer der Geschichte und anderer Geisteswissenschaften wichtige Vermittler. Nach einer Studie der FU-Berlin besucht derzeit nur ein sehr kleiner Teil dieser Studenten während der Ausbildung eine Gedenkstätte. Zu verpflichtenden Besuchen von Schülern, wie sie etwa die Berliner Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement, Sawsan Chebli (SPD), fordert, äußerte sie sich dagegen kritisch.

Grütters äußerte sich beim Start des Programms "Jugend erinnert". Mit Workshops, Theaterstücken und Fanprojekten soll die Erinnerungskultur bei jungen Menschen gestärkt werden. Dazu gehören auch etwa junge Polizisten oder Justizangestellte. Gedenkstätten können sich mit Ideen um eine Förderung bewerben. Für 2019 wird es dafür zwei Millionen Euro geben, für 2020 bis 2022 jeweils fünf Millionen Euro. Die Kulturstaatsministerin kündigte zudem ein Programm für die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur an.

Grütters: "Dürfen nicht tatenlos zusehen"

Grütters betonte, antisemitische und antirassistische Tendenzen sowie eine Verrohung der Umgangsformen hätten zugenommen. "Dem dürfen wir nicht tatenlos zusehen", so die Politikerin. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, erklärte, mit dem neuen Programm sollten diejenigen angesprochen werden, die "kippeln" und in Gefahr seien, antisemitischen Parolen zu verfallen.

Auch das Auswärtige Amt und das Familienministerium haben ein Programm "Jugend erinnert" aufgelegt. Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt. Dabei sollen die Gelder für das Auswärtige Amt vor allem für Projekte mit außenpolitischen Bezügen verwendet werden.


Monika Grütters / © Soeren Stache (dpa)
Monika Grütters / © Soeren Stache ( dpa )
Quelle:
KNA , epd
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