Grünewalds Isenheimer Altar fertig restauriert

Neue Details und Farben

Der Isenheimer Altar ist ab sofort wieder im französischen Colmar zu sehen. Der aufwendig gestaltete, mehrteilige Flügelaltar zeigt die Kreuzigung Christi und wurde über vier Jahre lang für 1,4 Millionen Euro umfassend restauriert.

Isenheimer Altar von Grünewald / © Harald Oppitz (KNA)
Isenheimer Altar von Grünewald / © Harald Oppitz ( KNA )

Die aufwendige Restaurierung und wissenschaftliche Untersuchung des Isenheimer Altars ist abgeschlossen. Experten hatten das Meisterwerk religiöser Kunst aus dem frühen 16. Jahrhunderts mit modernen Techniken in den vergangenen Jahren analysiert und restauriert - und so für kommende Generationen gesichert. Viele der Arbeiten fanden direkt im Unterlinden-Museum in Colmar statt und konnten von Besuchern beobachtet werden.

Restaurierung Isenheimer Altar / © Harald Oppitz (KNA)
Restaurierung Isenheimer Altar / © Harald Oppitz ( KNA )

Museumschefin Pantxika de Paepe sprach am Freitag vom Abschluss eines Abenteuers. Es sei gelungen, eine neue Transparenz zu schaffen und zahlreiche bislang verborgene Details offenzulegen. Die Gesamtkosten des Restaurierungsprojekts lagen bei 1,4 Millionen Euro.

Lackschichten wurden vollständig entfernt

Nach Voruntersuchungen ab 2011 liefen die Hauptarbeiten seit 2018. Dazu wurden die von Matthias Grünewald ab 1512 geschaffenen Gemälde sowie die Schnitzereien und Holzskulpturen von Nikolaus von Hagenau materialwissenschaftlich untersucht und restauriert.

Zunächst war umstritten, ob und wie stark die oxidierten und trüben, bei vorausgegangen Restaurierungen aufgetragenen Lack- und Firnisschichten entfernt werden können, ohne das Kunstwerk zu verfälschen oder zu beschädigen. Die Experten entschieden sich dann für eine vollständige Entfernung. Abgenommen wurden auch Übermalungen vorangegangener Restaurierungen.

Isenheimer Altar

Die ausdrucksstarken Gemälde des Isenheimer Altars gehören zu den bedeutendsten Werken europäischer Kunst: In der grausam detaillierten Darstellung des leidenden Christus am Kreuz, der erlösenden Auferstehungsszene oder in der von Höllenwesen bevölkerten Heimsuchung des Antonius kommen naturalistische Darstellung und mystische Weltsicht meisterhaft zusammen.

Isenheimer Altar von Grünewald / © Harald Oppitz (KNA)
Isenheimer Altar von Grünewald / © Harald Oppitz ( KNA )

Im Vergleich zum Zustand der Altartafeln vor Beginn der Arbeiten leuchten die Farben jetzt wieder viel stärker und kontrastreicher. Erstmals sind wieder Details sichtbar wie beispielsweise die schwarzen Wolken am Nachthimmel der Kreuzigung Christi. Auch die Holzskulpturen leuchten viel stärker und haben an Ausdruckskraft gewonnen.

Hauptwerk von Matthias Grünewald

Der 1512 für das Antoniter-Kloster Isenheim geschaffene Altar ist das Hauptwerk des frühneuzeitlichen Ausnahmekünstlers Matthias Grünewald (um 1475-1528). Die insgesamt elf Bildtafeln werden zusammen mit den von Nikolaus von Hagenau geschaffenen Skulpturen seit dem 19. Jahrhundert in Colmar ausgestellt.

Im Zentrum des Altars steht die naturalistisch gemalte Kreuzigung Christi. Grünewald stellt zugleich Szenen aus dem Leben des Heiligen Antonius des Einsiedlers dar. Die Bildtafeln wurden ursprünglich im Laufe des Kirchenjahres in unterschiedlicher Weise aufgeklappt, damit jeweils andere Gemälde betrachtet werden konnten. Vollständig geöffnet steht die detailreich geschnitzte Figur des Heiligen im Zentrum.

Der Abschluss der Restaurierung wird jetzt im Unterlindenmuseum mit einem Festwochenende begangen. Es gibt Sonderführungen und Vorträge. Der Verlauf der Restaurierung ist auf der Museumsinternetseite und dort abrufbaren Filmen erklärt.

Quelle:
epd , KNA