Grüne in NRW wollen Philosophieunterricht für Grundschüler

Humanitäre Werte vermitteln

Philosphie statt Religionsunterricht - das soll künftig nach dem Willen der Grünen auch schon an Grundschulen möglich sein. Denn: Etwa 18 Prozent aller Grundschüler seien konfessionslos.

Grundschüler begrüßen den Morgen / © Felix Kästle (dpa)
Grundschüler begrüßen den Morgen / © Felix Kästle ( dpa )

Die Grünen in Nordrhein-Westfalen wollen Philosophie als Ersatzfach zum Religionsunterricht an Grundschulen etablieren. "Es ist wichtig, allen Kindern ein Angebot zu machen, das sich mit Sinn- und Wertefragen beschäftigt", sagte die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Sigrid Beer, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf. Für das Fach, das den Arbeitstitel "Philosophieren mit Kindern" trägt, hat der Münsteraner Philosophieprofessor Klaus Blesenkemper einen Lehrplan entworfen, der dem epd vorliegt.

Während an vielen weiterführenden Schulen Philosophie als Alternative zum Religionsunterricht angeboten wird, fehlt bislang ein solches Ersatzfach an Grundschulen in NRW. Konfessionslose Kinder besuchen teils den Religionsunterricht. Wer davon abgemeldet ist, hat in der Regel beaufsichtigte Freistunden. Das sei ein "struktureller Unterrichtsausfall", sagte Blesenkemper.

Rund ein Fünftel konfessionslos

Die Grünen-Politikerin Beer verwies auf den wachsenden Anteil konfessionsloser Kinder an Grundschulen. Im Schuljahr 2015/16 lag er bei 18,4 Prozent, während 35,2 Prozent der Jungen und Mädchen katholisch, 23,3 Prozent evangelisch und 17,2 Prozent muslimisch waren.

"Der Philosophieunterricht soll keine Konkurrenz zum Religionsunterricht sein, sondern als Angebot daneben stehen", betonte Beer, die auch nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen ist. Es gehe darum, humanitäre und demokratische Werte zu vermitteln und eine gemeinsame Grundhaltung in der Gesellschaft zu finden.

Diskussionen um die innere Stimme

Im Unterricht sollen laut Curriculum nicht Theorien von Philosophen wie Immanuel Kant behandelt werden, sondern universelle Themen wie das Gewissen und die innere Stimme, der Umgang mit Niederlagen und Verlusten sowie das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Dabei gehe es nicht darum, philosophische Inhalte für Kinder "klein zu machen", betonte Blesenkemper. Vielmehr solle von den Schülern und ihren Fragen ausgegangen werden. Deshalb solle der Unterricht von Lehrern gehalten werden, die einen einjährigen Zertifikatskurs durchlaufen oder Philosophie studiert haben.


Quelle:
epd