Großerzbischof fordert Schutz der Katholiken in Ukraine

"Grausamen Repressionen ausgesetzt"

Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk ruft zum Schutz der Religionsfreiheit in den von russischen Truppen besetzten ukrainischen Regionen auf. "Wir appellieren an alle internationalen Institutionen".

Swjatoslaw Schewtschuk, Erzbischof von Kiew und Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche / © Cristian Gennari (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk, Erzbischof von Kiew und Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche / © Cristian Gennari ( KNA )

Sie sollten "ihre Stimme zur Verteidigung der unterdrückten Gläubigen in den von Russland besetzten Gebieten" erheben, sagte das Oberhaupt der mit Rom verbundenen Kirche in seiner wöchentlichen Videobotschaft am Sonntagabend. Laut dem humanitären Völkerrecht müsse die Religionsfreiheit auch im Krieg respektiert werden, so Schewtschuk.

Nach seinen Angaben haben die russischen Besatzungsbehörden in der Region Saporischschja jede Tätigkeit der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche und humanitärer katholischer Einrichtungen verboten. 

Grausam gegenüber religiöser Gemeinschaften

"Alle religiösen Organisationen und Gemeinschaften, mit Ausnahme der russisch-orthodoxen Kirche, sind grausamen Repressionen ausgesetzt", betonte er. "Wir bitten die ganze Ukraine, die ganze Welt: Vergessen Sie unsere Brüder und Schwestern in den besetzten Gebieten nicht!"

Die griechisch-katholische Kirche in Kiew hatte vor wenigen Tagen auf ihrer Website ein Dokument veröffentlicht, mit dem der von Moskau in der Region Saporischschja eingesetzte Gouverneur Jewhen Balyzkyj dieser Kirche, dem Sozialverband Caritas sowie den ebenfalls katholischen Kolumbusrittern Aktivitäten in der Region verbietet.

Balyzkyj: Waffen in religiösen Gebäuden gelagert

Balyzkyj begründete dies demnach unter anderem damit, dass in religiösen Gebäuden Sprengstoff und Schusswaffen gelagert worden seien. Die Kirchenleitung in Kiew soll erst jetzt von der zweiseitigen Anordnung erfahren haben, obwohl sie schon knapp ein Jahr alt sei. 

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am 30. September 2022 die Annexion der ukrainischen Regionen Saporischschja, Cherson, Donezk und Luhansk durch Moskau verkündet. Die Theologin Regina Elsner vom Ökumenischen Institut der Universität Münster bezeichnete Moskaus Vorgehen als "besorgniserregend".

Elsner: Vatikan solle Russland deutlich kritisieren 

Russland spiele sich bei den Vereinten Nationen und in Gesprächen mit dem Vatikan als Verteidiger der Religionsfreiheit auf, verletze sie aber seit vielen Jahren massiv. "Gerade der Vatikan müsste sich jetzt also sehr deutlich für die eigene Kirche in der Ukraine einsetzen und Russland endlich deutlich kritisieren", sagte sie dem Bayerischen Rundfunk. Etwa zehn Prozent der Ukrainer sind griechisch-katholisch, ein Prozent ist römisch-katholisch. 

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA