Große Gebetsfeier beim WJT an der Copacabana

"Seid keine Teilzeit-Christen!"

Mehr als eine Million Jugendliche haben Papst Franziskus an der Copacabana von Rio erneut einen begeisterten Empfang bereitet. Und er hatte eine klare Botschaft mitgebracht.

 (DR)

Am Samstagabend (Ortszeit) forderte das Kirchenoberhaupt beim Abendgebet des Weltjugendtages in Rio de Janeiro die katholische Jugend auf, am Aufbau einer schöneren Kirche, einer besseren Welt und einer gerechteren Gesellschaft mitzuwirken. Die Jugendlichen sollten sich nicht von einer Illusion von Freiheit oder Moden und Interessen des Augenblicks leiten lassen, sondern von Christus, betonte der Papst. Die Gläubigen müssten den Mut haben, Jesus mit Begeisterung aufzunehmen und bei Schwierigkeiten auch gegen den Strom der öffentlichen Meinung zu schwimmen.

Zu der traditionellen Gebetswache mit dem Papst, einem der emotionalen Höhepunkte des Weltjugendtages, hatten sich mehr als eine Million Menschen am Strand von Copacabana versammelt. Wegen der kühlen Witterung trug Franziskus bei der Fahrt im offenen Jeep durch die Menschenmenge zunächst einen weißen Mantel über seiner Soutane. Der Gottesdienst musste kurzfristig verlegt werden, weil das eigentlich vorgesehene Gelände in Guaratiba 50 Kilometer außerhalb der Stadt wegen des Regens der vergangenen Tage nicht benutzt werden konnte.

In der Mannschaft Jesu spielen
Mit dem Aufbau einer gerechteren und brüderlicheren Gesellschaft und Kirche müsse jeder einzelne bei sich selbst beginnen, unterstrich der Papst. Er zitierte die selige Ordensgründerin und Nobelpreisträgerin Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997), die auf die Frage, was sich in der Kirche ändern müsse, antwortete: "du und ich".

"Lasst Christus und seine Botschaft in euer Leben eintreten", rief Franziskus den jungen Menschen zu. Sie sollten nicht "Teilzeit-Christen" sein; der Glaube dürfe nicht in einer Fassade bestehen, sondern müsse authentisch sein. Dazu gehöre auch die Gemeinschaft in der Kirche. «Wir sind Teil der Kirche - besser noch: Wir werden Erbauer der Kirche und Protagonisten der Geschichte», sagte Franziskus unter dem Applaus der Teilnehmer.

"Jesus bittet uns, ihm das ganze Leben hindurch zu folgen und in seiner Mannschaft zu spielen", so der Papst in Anspielung auf die anstehenden sportlichen Großereignisse in Rio, die Fußball-WM 2014
und die Olympischen Spiele 2016. Das erfordere wie im Sport viel Training, das im Gebet und im Empfang der Sakramente aber auch in christlicher Nächstenliebe bestehe. Dazu gehöre auch, so der Papst, dass man den anderen zuhören könne, sie verstehe, ihnen vergebe und ihnen helfe; und zwar allen Menschen, ohne auszuschließen und auszugrenzen. «Liebe junge Freunde, seid wahre Athleten Christi», so Franziskus.

Die bunte religiöse Feier wurde immer wieder von frenetischem Jubel, Sprechchören und Schreien unterbrochen. Über Twitter riefen die Organisatoren des Weltjugendtags die Jugendlichen, die entgegen einem sonst strikten Verbot an der Copacabana übernachten durften, auf, ihre Schlafsäcke nach Gebrauch an die Obdachlosen von Rio zu verschenken.

Für die Abschlussmesse des Weltjugendtages mit Papst Franziskus am Morgen werden am Strand von Copacabana bis zu drei Millionen Besucher erwartet. Beobachter rechnen mit chaotischen logistischen Verhältnissen. Bürgermeister Eduardo Paes kündigte unter anderem bereits an, die Zahl der mobilen Toiletten werde keinesfalls ausreichen; man habe in der Kürze der Zeit nicht alle 4.400 Dixi-WCs von Guaratiba herüberschaffen können.


Quelle:
KNA