Größter katholischer Kirchenneubau Ostdeutschlands

Eine Rückkehr ins Herz der Messestadt

Im Leipziger Stadtzentrum wird ab 2010 der größte katholische Kirchenneubau Ostdeutschlands nach der Wende errichtet. Das Projekt habe die volle Unterstützung der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte der Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, am Montag vor Journalisten in der Messestadt. Die Propsteigemeinde veranschlagt für den Ersatzbau ihres baufälligen Gotteshauses mindestens zehn Millionen Euro. Dafür wird am 7./8. Februar bundesweit in den katholischen Gottesdiensten gesammelt.

 (DR)

Es ist eine Agenda 2010 der besonderen Art: In zwei Jahren sollen sich im Zentrum Leipzigs die Baukräne über dem größten katholischen Kirchenneubau Ostdeutschlands seit der Wende drehen. Die Deutsche Bischofskonferenz will das Projekt bundesweit bekannt machen.

Gegen den Trend
Während andernorts Gotteshäuser stillgelegt oder aufgegeben werden, soll die Leipziger Propsteipfarrei mit ihrem Vorhaben ein Zeichen dafür setzen, dass es in der Kirche nicht nur rote Zahlen gibt. Die Hauptkirchengemeinde der Messestadt ist selbst ein Beleg dafür. In den vergangenen zehn Jahren verdoppelte sich ihre Mitgliederzahl - unter anderem durch Zuzüge aus dem Westen - auf nunmehr 4.000. Zugleich sind nur gut vier Prozent der Leipziger katholisch und die Ortskirche weiter auf finanzielle Hilfe von außerhalb angewiesen.

Deutschlands katholische Bischöfe entschlossen sich deshalb zu einem ungewöhnlichen Schritt: Am 7. und 8. Februar kommenden Jahres wird in allen Gottesdiensten bundesweit für das Bauprojekt gesammelt. Zuvor sollen 200 Leipziger Katholiken dafür werben, unter anderem in besonders finanzstarken Gemeinden. Eine solche Kollekte gibt es nur in Ausnahmefällen. So erfolgte sie etwa für den Bau der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Plötzensee für die Opfer der Nationalsozialisten Anfang der 60er Jahre.

Zehn Millionen Euro nötig
Für das Leipziger Projekt sind mindestens zehn Millionen Euro erforderlich, wie Propst Lothar Vierhock am Montag bei der Präsentation veranschlagte. Eine Million hat das Bonifatiuswerk bereits zugesagt, das in Minderheitensituationen lebende Katholiken unterstützt. Auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hilft, damit ein Gotteshaus nach modernsten ökologischen Maßstäben entstehen kann.

Auch sonst stehen die Chancen gut. Kürzlich gab der Leipziger Stadtrat grünes Licht. Sein Grundstücksverkehrsausschuss beschloss die Aufnahme von Verhandlungen mit der Propsteigemeinde über ein Freigelände an der Nonnenmühlgasse gleich gegenüber dem Neuen Rathaus der Messestadt.

Oberbürgermeister Burkhard Jung sagte dem Projekt bereits seine «vorbehaltlose Unterstützung» zu - und legte zugleich die Latte hoch. Die städtebauliche Wunde vor seinem Amtssitz müsse architektonisch anspruchsvoll geschlossen werden, forderte das evangelische Stadtoberhaupt. Als Jurymitglied des bald anlaufenden Architektenwettbewerbs kann er selbst darauf Einfluss nehmen. Er stellt sich die neue Propsteikirche mit Gemeindezentrum als katholisches Pendant zur evangelischen Nikolaikirche vor, die durch die Friedensgebete der Wendezeit weltbekannt wurde.

Propsteikirche weicht
Unmittelbarer Anlass des Bauprojekts ist allerdings die Baufälligkeit der derzeitigen Propsteikirche - das Gotteshaus von Beginn der 1980er Jahre ist ökonomisch ein Fall für die Abrissbirne.  Die Kirche steht auf einem Grundstück außerhalb der Innenstadt, das wegen Wasseradern für einen solchen Bau eigentlich ungeeignet ist. Nur dort aber hatte das SED-Regime nach langem Hin und Her einen Ersatzbau für die frühere neogotische Propsteikirche zugelassen, die 1943 ausgebombt wurde.

Umweltgerecht
So war Leipzig seither die einzige deutsche Metropole ohne repräsentatives katholisches Gotteshaus im Stadtzentrum. Die für 2012 geplante Rückkehr ins Herz der Stadt ist für den Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, allerdings mehr als eine geografische Frage: «Die Leipziger Katholiken bringen damit zum Ausdruck, dass sie die Gesellschaft mitgestalten wollen». Reinelt betonte, entstehen solle auch «die erste komplett umweltgerechte Kirche Deutschlands». Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt werde mithelfen, bei dem Projekt den aktuellen Stand ökologischer Technologie zu berücksichtigen. Der Bischof leitete früher die Umweltkommission der Deutschen Bischofskonferenz.