Griechisches Patriarchat erwirbt Grundstück zurück

Historisches Jerusalemer Land bleibt in Kirchenhand

Teures Happy End für ein umstrittenes Landgeschäft. Für knapp 20 Millionen Euro hat das griechisch-orthodoxe Patriarchat Rechte an einem Grundstück zurückgekauft. Auf ihm sind unter anderem byzantinische Ruinen.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Blick vom Berg Zion auf das Hinnomtal in Jerusalem. Rechts das Mount-Zion-Hotel, das gegenwärtig ausgebaut wird. Im Hintergrund links das palästinensische Stadtviertel Abu-Tor. / © Andrea Krogmann (KNA)
Blick vom Berg Zion auf das Hinnomtal in Jerusalem. Rechts das Mount-Zion-Hotel, das gegenwärtig ausgebaut wird. Im Hintergrund links das palästinensische Stadtviertel Abu-Tor. / © Andrea Krogmann ( KNA )

Für umgerechnet rund 19,7 Millionen Euro hat die griechisch-orthodoxe Kirche ihre Rechte an einem Grundstück im Jerusalemer Stadtteil Abu Tor zurückgekauft. Damit habe das Patriarchat das Land vollständig von allen Beschränkungen befreit, "die sich aus alten Pachtverträgen und Vorbehalten der israelischen Regierung aufgrund von Gerichtsentscheidungen aus früheren Epochen ergaben", teilte die Kirche am Sonntagabend in Jerusalem mit.

Nach Patriarchatsangaben handelt es sich um ein strategisch wichtiges Grundstück neben der orthodoxen Kirche in Abu Tor, auf dem sich eine archäologische Stätte aus byzantinischer Zeit befindet. Für die Erschließung des Grundstücks sei das Patriarchat seinerzeit "aus vielen Gründen, einschließlich finanzieller Schwierigkeiten" Partnerschaften eingegangen. Anschließend habe es sich für mehr als ein Jahrzehnt um den Rückerhalt des Grundstücks eingesetzt.

Die "historische Wiedererlangung der Rechte am Land von Abu Tor" sei "eine praktische und realistische Antwort auf die Versuche radikaler Gruppen, die Immobilien der Kirche zu beschlagnahmen und die authentische christliche Präsenz in Jerusalem einzuschränken", heißt es dazu aus dem Patriarchat.

Auf weißem Ochsen gegen Kreuzfahrer

Die Nachbarschaft südlich der Jerusalemer Altstadt gilt nach biblischer Überlieferung als Ort, an dem der Hohepriester Kaiphas und sein Hoher Rat die Auslieferung Jesu beschlossen. In muslimischer Tradition gilt der Ortsteil als jener Ort, von dem aus einer der Generäle Saladins, Abu Tor ("Vater des Bullen") auf einem weißen Ochsen in den Kampf gegen die Kreuzfahrer gezogen sein soll. Er soll in einem Schrein in der Nachbarschaft begraben sein.

Blick vom Berg Zion auf das Hinnomtal in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Blick vom Berg Zion auf das Hinnomtal in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Jüdische Investoren planten hier den Bau einer Luxuswohnanlage und eines Hotels. Dazu hatten sie laut israelischen Medienberichten 2013 einen 110-jährigen Pachtvertrag für ein rund ein Hektar großes Landstück für umgerechnet 8,5 Millionen Euro mit der griechisch-orthodoxen Kirche abgeschlossen. Das Patriarchat hatte sich laut Bericht der Zeitung Haaretz (November 2017) zu dem Verkauf gezwungen gesehen, um Schulden aus einer gescheiterten früheren Vereinbarung aus den 90er Jahren zu begleichen.

Im Dezember 2017 hatte der zuständige Ausschuss trotz Protesten von Anwohnern die Pläne für den Bau von fünf vierstöckigen Wohngebäuden genehmigt. Das Kloster wurde dabei als erhaltenswert eingestuft. Die Genehmigung wurde für sieben Jahre erteilt und entfällt, wenn nicht alle Bedingungen in diesem Zeitraum erfüllt werden. Die Investoren haben sich inzwischen aus dem Plan zurückgezogen.

Die größten Landbesitzer Jerusalems

Kritiker der Pläne machten geltend, dass der Hügel gegenüber der Jerusalemer Altstadt seit rund 1.000 Jahren zur traditionellen christlichen Pilgerroute gehöre und tief verbunden mit dem muslimischen und jüdischen Kulturerbe sei. Archäologische Funde auf dem für den Bau vorgesehenen Gelände reichten zurück bis in kanaanitische Zeit. Unter anderem wurden Überreste einer byzantinischen Kirche sowie zwei unterirdische Zisternen gefunden.

Die griechisch-orthodoxe Kirche gehört neben dem israelischen Staat zu den größten Landbesitzern in Jerusalem und geriet in den letzten Jahrzehnten wegen Landverkäufen wiederholt in die Kritik. 2005 stolperte der damalige griechisch-orthodoxe Patriarch Irenaios über den Verkauf von drei Immobilien am Jaffa-Tor und wurde abgesetzt.

Zuletzt sorgten auch undurchsichtige Landgeschäfte des armenischen Patriarchats in Jerusalem für Unruhe unter Jerusalems Christen.

Quelle:
KNA