Kirche und Politik zum Tag der Deutschen Einheit

Gottesdienst und Festakt

Mit Aufrufen leitender Geistlicher zu Versöhnung und gesellschaftlichem Frieden wurden in Halle an der Saale die Feiern zum 31. Tag der Deutschen Einheit begangen. In diesem Jahr richtete Sachsen-Anhalt die Feierlichkeiten aus.

Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier am Tag der Deutschen Einheit in Halle / © Jan Woitas (dpa)
Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier am Tag der Deutschen Einheit in Halle / © Jan Woitas ( dpa )

An einem ökumenischen Gottesdienst in der Pauluskirche nahmen als Spitzenvertreter der Verfassungsorgane unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) teil.

Feige beklagt in Predigt Zunahme von Hass

Am Gottesdienst wirkten als Gäste auch Vertreter jüdischer und islamischer Gemeinden mit. Der katholische Bischof Gerhard Feige vom Bistum Magdeburg beklagte in seiner Predigt eine Zunahme von Ressentiments, Hass und Verleumdungen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Es brauche eine noch stärkere Zivilgesellschaft. Auch dem Osten Deutschlands müsse noch mehr Gerechtigkeit zuteil
werden, mahnte Feige.

Der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer erinnerte an die Ereignisse in der halleschen Pauluskirche während der friedlichen Revolution 1989, aber auch an das Synagogen-Attentat vom 9. Oktober 2019 in der Saalestadt. Mit Blick unter anderem auf die Klima- und die Corona-Krise sprach Kramer zudem von einer Zeit großer Herausforderungen in der Welt.

Merkel mahnt Verteidigung der Demokratie an

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in ihrer vermutlich letzten Rede zum Tag der Deutschen Einheit zur entschiedenen Verteidigung der Demokratie aufgerufen. "Manchmal gehen wir mit den demokratischen Errungenschaften, so fürchte ich, etwas zu leichtfertig um", sagte Merkel am Sonntag beim zentralen Festakt in Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt. Sie verwies auf zunehmende Angriffe etwa auf die Pressefreiheit und das Schüren von Hass "ohne Hemmung und ohne Scham".

Es stehe nicht weniger als der gesellschaftliche Zusammenhalt auf dem Prüfstand, mahnte Merkel. Verbale Verrohung und Radikalisierung dürften dabei nicht nur von den Angegriffenen selbst zurückgewiesen werden.

Mit sehr persönlichen Beispielen wies die Bundeskanzlerin auch auf anhaltende Missverständnisse in der gegenseitigen Wahrnehmung von Ost und West hin. Noch heute müssten sich etwa Ostdeutsche ihrer
Generation für ein Leben in der DDR als biografischer "Ballast" rechtfertigen. Die Gestaltung der Einheit des Landes sei kein abgeschlossener Prozess. Die Zukunft müsse gemeinsam geformt werden. Dafür sei Respekt vor den jeweiligen Erfahrungen und Biografien, aber auch vor der Demokratie nötig.

Zuvor hatte der amtierende Bundesratspräsident und sachsen-anhaltische Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) daran erinnert, dass die friedliche Revolution von 1989 ein radikaler Systemwandel ohne Blutvergießen gewesen sei. "Die friedliche Revolution taugt durchaus zum Gründungsmythos des vereinigten Deutschlands", sagte er. Vor der Feierstunde wurde ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert.

Haseloff dankt Bundeskanzlerin für politisches Engagement

Der amtierende Bundesratspräsident, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), dankte der scheidenden Kanzlerin für ihr politisches Engagement. Er hob hervor, dass in entscheidenden Zeiten in Deutschland und Europa 16 Jahre lang eine Regierungschefin ostdeutsche Erfahrungen habe einbringen können.


Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg, in seinem Büro in Magdeburg. / © Dominik Wolf (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg, in seinem Büro in Magdeburg. / © Dominik Wolf ( KNA )

Angela Merkel / © Tobias Schwarz (dpa)
Angela Merkel / © Tobias Schwarz ( dpa )

Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt / © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild (dpa)
Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt / © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild ( dpa )
Quelle:
epd , KNA