Großes Gedenken zum Jahrestag des Attentats von Halle

Glockenläuten, Schweigen und Gebet

Der rechtsterroristische Anschlag von Halle/Saale jährt sich an diesem Freitag zum ersten Mal. Mit Glockenläuten, Schweigen und Gebet gedenken die Kirchen den Opfern des rechtsextremistischen Anschlags.

Blumen am Eingang zur Synagoge in Halle / © Hendrik Schmidt (dpa)
Blumen am Eingang zur Synagoge in Halle / © Hendrik Schmidt ( dpa )

An den Gedenkveranstaltungen in der Stadt nimmt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Um 12.01 Uhr, dem Zeitpunkt der ersten Schüsse auf die Synagogentür, läuten alle Kirchenglocken von Halle. Für drei Minuten soll dann das öffentliche Leben zum Erliegen kommen, Bahnen und Busse halten außerplanmäßig. Im Anschluss hält Friedrich Kramer, der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), ein Friedensgebet. Danach sei Gelegenheit, um in Gesprächen das persönliche Erleben der Gewalttat zu thematisieren, hieß es. 

"Dieser Tag steht im Zeichen der Opfer dieses menschenverachtenden Terroraktes, der wir in unserem Mittagsgebet gedenken wollen", erklärte Kramer am Montag. "Antisemitismus ist ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Für uns als Kirche ist Judenhass Sünde und in keiner Weise hinzunehmen. Deshalb sehen wir es als unsere Pflicht, jeder Form von geistiger Brandstiftung im politischen, gesellschaftlichen und individuellen Umgang entschieden zu begegnen."

Gemeinsames Gedenken

Ab 12.30 Uhr findet im Stadthaus eine von Sachsen-Anhalts Landesregierung organisierte Demokratiekonferenz statt, die sich mit aktuellen Forschungsbefunden und Strategien zur Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus befasst. Unter den Teilnehmern sind der Antisemitismus-Beauftragte des Bundes, Felix Klein, sowie Edgar Franke, der Beauftragte der Bundesregierung für die Anliegen von Opfern und Hinterbliebenen von terroristischen Straftaten im Inland.

Im Hof der Synagoge weiht die jüdische Gemeinde am Nachmittag ein Mahnmal ein, in das auch die frühere Tür der Synagoge eingearbeitet ist. Um 15.30 Uhr sind die Enthüllung einer Gedenktafel sowie eine Kranzniederlegung an der Synagoge geplant. Dort versuchte der Attentäter, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur gewaltsam einzudringen. Im Anschluss soll eine Gedenkplatte auf dem Bürgersteig an dem Döner-Imbiss enthüllt werden, in dem der Attentäter einen jungen Mann erschoss. Auch dort ist eine Kranzniederlegung geplant. 

Um 17.00 Uhr beginnt die zentrale Gedenkveranstaltung in der Ulrichskirche. Außer Steinmeier werden Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und der Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Max Privorozki, sprechen. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nimmt ebenfalls teil. Der MDR-Livestream wird an diversen zentralen Orten in der Stadt ausgestrahlt, unter anderem in der Marktkirche. Dort halten gegen 19.00 Uhr der evangelische Landesbischof Kramer und der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige ein kurzes Abendgebet. Im Anschluss geht es zu Fuß vor die Synagoge, wo ein Treffen mit der jüdischen Gemeinde geplant ist.

Attentat im Oktober 2019

Am 9. Oktober 2019 hatte der schwer bewaffnete Attentäter versucht, in der Synagoge ein Massaker anzurichten. Als er nicht eindringen konnte, erschoss er eine Passantin und den Gast eines Döner-Imbisses und verletzte auf der Flucht ein Ehepaar schwer. Er filmte seine Taten und streamte sie live im Internet. In der Synagoge hielten sich zu dem Zeitpunkt rund 50 Teilnehmer eines Gottesdienstes auf. Am 21. Juli begann der Prozess gegen den 28-jährigen Angeklagten aus Sachsen-Anhalt.


Friedrich Kramer, Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland / © Ronny Hartmann (dpa)
Friedrich Kramer, Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland / © Ronny Hartmann ( dpa )

Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer Pressekonferenz in Kolumbien / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer Pressekonferenz in Kolumbien / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
KNA
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