Kirchliche Hilfswerke fordern faire Handelsstandards

"Global denken und lokal handeln"

Da ist noch viel Luft nach oben: 50 Jahre nach Einführung der ersten fair gehandelten Produkte in Deutschland fordern kirchliche Entwicklungshilfswerke faire Bedingungen zum Standard im globalen Handel zu machen.

Ausbaufähig ist der faire Handel auch bei Bananen, Reis und Kaffee / © captainblueberry (shutterstock)
Ausbaufähig ist der faire Handel auch bei Bananen, Reis und Kaffee / © captainblueberry ( shutterstock )

"Wenn wir Hunger, Armut und Ungerechtigkeit überwinden wollen, muss der globale Handel insgesamt gerechter und fair werden", sagte die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Montag in Berlin. "Unser Konsum darf nicht weiterhin auf dem Rücken der Menschen am Anfang globaler Wertschöpfungsketten erwirtschaftet werden."

Zusammen mit dem katholischen Hilfswerk Misereor fordert Brot für die Welt Handelsverträge, die Menschenrechte und Umweltstandards zu berücksichtigen, sowie ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen bei fahrlässiger Nichteinhaltung ihrer Sorgfaltspflichten in die Verantwortung nimmt. "Der Faire Handel zeigt, dass dies möglich ist", sagte Füllkrug-Weitzel.

Erzbischof Burger: "Wir alle müssen global denken und lokal handeln"

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der die Kommission für Entwicklungsfragen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz leitet, sagte: "Wir alle müssen global denken und lokal handeln." Beim Kaffee zeige sich, dass fairer Handel ein erfolgreiches Modell für alle Beteiligten sei. "Strukturen im Kaffeeanbau, die noch aus der Kolonialzeit stammen und Menschen in Armut halten, können überwunden werden."

Zugleich beklagte Burger jedoch die niedrigen Weltmarktpreise der vergangenen drei Jahre bei gleichzeitigen Höchstrenditen der großen Kaffeeröster. "Wir setzen uns dafür ein, dass Bäuerinnen und Bauern für ihre Arbeit gerecht bezahlt werden. Dazu gehört die Anerkennung der wirklichen Kosten, die etwa im Kaffee stecken: die schonende Behandlung des Bodens durch einen nachhaltigen Anbau und der Erhalt der Biodiversität", sagte der Erzbischof.

Im September 1970 kamen die ersten fair gehandelten Produkte in Deutschland auf den Markt: Aktionsgruppen boten in Kirchengemeinden Kunsthandwerk aus Asien, Afrika und Lateinamerika an. Bald darauf gab es auch fair gehandelten Kaffee, das bis heute erfolgreichste Produkt in diesem Bereich. Am Donnerstag feiern Brot für die Welt und Misereor zur Eröffnung der sogenannten Fairen Woche zusammen mit Handelsinitiativen das Jubiläum. Während der Aktionswoche sind bundesweit Veranstaltungen zum Thema geplant. 

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

 

Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Cornelia Füllkrug-Weitzel / © Hermann Bredehorst (Brot für die Welt)
Quelle:
KNA