Schweizer Ordenspriorin will Stimmrecht für Frauen bei Synode

"Gleichberechtigung in allen Diensten und Ämtern"

Bei Synoden ist das Stimmrecht bislang "reine Männersache". Das missfällt der Priorin des Schweizer Benediktinerklosters Fahr, Irene Gassmann. Sie regt im Rückblick auf die vergangene Jugendsynode ein Stimmrecht auch für Frauen an.

Aussicht auf ein Stimmrecht für Frauen bei Bischofssynoden? / © Paul Haring (KNA)
Aussicht auf ein Stimmrecht für Frauen bei Bischofssynoden? / © Paul Haring ( KNA )

KNA: Sie sind mit einem konkreten Anliegen nach Rom gereist, einem Stimmrecht für Frauen bei der am Sonntag beginnenden Amazonas-Synode. Warum?

Schwester Irene Gassmann (Priorin des Schweizer Benediktinerinnenklosters Fahr): Vor einem Jahr bei der Jugendsynode haben verschiedene Bischöfe und Kardinäle - etwa unser Bischof Alain de Raemy oder Kardinal Reinhard Marx - gesagt, es wäre sehr wichtig, dass in einem ersten Schritt Ordensfrauen mitbestimmen könnten. In diesem Jahr hat sich in diese Richtung jedoch gar nichts getan.

Es ist höchste Zeit. Solange Männer in der Kirche einen höheren Status haben als Frauen und wir Frauen auf sie angewiesen sind, wenn wir Sakramente empfangen wollen, gibt es ein Machtgefüge von oben und unten. Unsere Kirche ist in einer Krise. Sie ist krank. Missbräuche lassen sich so nicht völlig verhindern, aber wohl verringern. Das Ziel muss Gleichberechtigung in allen Diensten und Ämtern sein.

KNA: Ihr Konvent steht hinter Ihnen, wie ist der Rückhalt sonst?

Gassmann: Ich merke, dass es Zeit braucht. Ich denke, jemand muss den ersten Schritt tun. Wie es weltweit aussieht, dazu habe ich bisher keinen Überblick. Aber an unserem Donnerstagsgebet beteiligen sich Ordensfrauen aus verschiedenen Kontinenten. Es ist unglaublich, was da in den letzten Monaten entstanden ist, auch mit der Aktion Maria 2.0 in Deutschland. Als Fortsetzung nehmen viele Gemeinden das Donnerstagsgebet in ihr Programm auf. Da bewegt sich etwas. Menschen versammeln sich zum Beten, das ermutigt auch, zu sprechen.

KNA: Als Argument gegen ein Stimmrecht von Frauen wird oft gesagt, dass es eben eine Bischofssynode sei. Was sagen Sie dazu?

Gassmann: Mit der neuen Synodenordnung hat Papst Franziskus das geöffnet. Bei den letzten Synoden waren auch Ordensobere dabei und bei der Jugendsynode zwei Brüder. Da stellt sich die Frage: Was unterscheidet kirchenrechtlich einen Ordensbruder von einer Ordensschwester? Da geht es nur um das biologische Geschlecht. Das muss immer wieder sichtbar gemacht werden. Einerseits geht es um Geschlechtergerechtigkeit, aber andererseits vergibt sich die Kirche auch ein enormes Potenzial. Frauen, Ordensfrauen haben sehr viel Erfahrung in der Pastoral, Theologie, Bildung. Wenn man das einfach außen vor lässt, fehlt der Kirche ganz viel. Es geht um ein großes Potenzial das die Kirche nicht nutzt.

KNA: Papst Franziskus betont den Wert von Frauen für die Kirche; er hat mehr Frauen in Führungspositionen gebracht. Wie erklären Sie sich, dass weitere Änderungen auf sich warten lassen?

Gassmann: Ich denke, wenn die Frauen ruhig sind, passiert im Moment nichts weiter. Die Synode ist ein Anlass, darauf aufmerksam zu machen.

Wir sind vor der Synode präsent und haben ein Cape und einen Überwurf mit der Aufschrift "Overcoming silence" und "Votes for catholic women". Es gibt auch die Internetseite Kirche-mit.ch, eine Plattform für Erfahrungen mit der Kirche. Sie ist eine Art Klagemauer, aber auch ein Ort für Erfahrungen mit Gottesdiensten, Gebeten, Liturgie.

Da hat sehr viel Platz. So können wir auch auf einem sanfteren und dennoch entschiedenen Weg dran bleiben. Viele Menschen in der Schweiz haben es satt. Sie mögen einfach nicht mehr. Ich finde ganz wichtig, dass wir auch einen langen Atem haben: Schritt für Schritt vorwärts gehen, Ausdauer haben, nicht aufgeben und sich nicht entmutigen lassen.

Das Interview führte Stefanie Stahlhofen.


Quelle:
KNA