Gläubige feiern orthodoxes Weihnachtsfest

Friedensgebete für Ostukraine

Mit Familienfesten und stimmungsvollen Gottesdiensten haben Millionen orthodoxe und griechisch-katholische Christen in aller Welt Weihnachten gefeiert. In der Ukraine überschatteten Gefechte das Fest.

Patriarch Kyrill I. (dpa)
Patriarch Kyrill I. / ( dpa )

In der Ukraine und in Russland haben Kirchenoberhäupter am orthodoxen Weihnachtsfest am 6. und 7. Januar zum Gebet für Frieden in der Ostukraine aufgerufen. Der Kiewer Patriarch Filaret sagte bei einem Gottesdienst in der ukrainischen Hauptstadt, der Friedensappell stelle keine Absage an eine entschlossene Verteidigung gegen Feinde dar. Ohne das Nachbarland Russland beim Namen zu nennen, warf er dem Ausland vor, einen "unerklärten Krieg" gegen die Ukraine zu führen. Gott solle Kiew den "Sieg über sichtbare und unsichtbare Feinde und der Ukraine und der ganzen Welt Frieden" bringen.

Patriarch Kyrill ruft zu Versöhnung auf

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. sagte in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, seine Kirche unternehme im Ukraine-Konflikt alles Mögliche, um "die Menschen zu versöhnen und ihnen zu helfen, die Folgen der Feindschaft zu überwinden". Zugleich drückte er die Hoffnung aus, dass Russland und die Ukraine zueinander finden. "Keine zeitweiligen Schwierigkeiten und Prüfungen, keine ausländischen Kräfte können die jahrhundertealten geistigen und kulturellen Beziehungen der Erben des Kiewer Taufbeckens auflösen", so das Kirchenoberhaupt. Der Kiewer Großfürst Wladimir hatte sich 988 taufen lassen und das Christentum im gemeinsamen Vorläuferreich der Ukraine und Russlands zur Staatsreligion gemacht.

Der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko betonte in einer Erklärung zum Weihnachtsfest, nur wenn die Gebote Gottes eingehalten würden, werde es gelingen, das Leben aller Ukrainer zu verbessern. Er rief zugleich dazu auf, für die ukrainischen Soldaten zu beten. "Möge Gott ihr Leben schützen", so Poroschenko.

Der russische Staatspräsident Wladimir Putin besuchte in der Nacht zum Mittwoch eine Messe im Südwesten Russlands, nahe der Grenze zur Ukraine. Zum Konflikt mit dem Nachbarland äußerte er sich nicht. Er setzte damit auch ein Zeichen im Ukraine-Konflikt, denn in der Region sind Hunderte Flüchtlinge aus dem krisengeschüttelten Nachbarland untergebracht. Der Kremlchef rief seine Landsleute auf, optimistisch in das neue Jahr zu schauen. Viele Russen sorgen sich angesichts steigender Preise und einer drohenden Rezession um die Zukunft.

Bei Gefechten mit prorussischen Separatisten sollen in der Ostukraine nach Kiewer Angaben innerhalb von 24 Stunden drei ukrainische Soldaten ums Leben gekommen sein. Wie der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Andrij Lysenk, am Mittwochmittag im ukrainischen Fernsehen sagte, wurden zwei Armeeangehörige in der Nähe des Flughafens Donezk erschossen; ein dritter starb bei Nikischin.

Kopten begehen Weihnachtsfest in Ägypten

Mit einem Gottesdienst in der Kairoer Markus-Kathedrale haben die Kopten Ägyptens am späten Dienstagabend ihr Weihnachtsfest eingeläutet. Die Messe wurde vom Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, Papst Tawadros II., geleitet. Erstmals hat nach Angaben der Staatszeitung "Al-Ahram" mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi ein Staatsoberhaupt die Zeremonie besucht. Al-Sisi habe dem Beginn der Messe einige Minuten beigewohnt und in einer Rede an die "Einheit" aller Ägypter appelliert.

Etwa zehn Prozent der 87 Millionen Ägypter sind koptische Christen. In der Vergangenheit lebte die Gemeinde weitgehend friedlich mit der Mehrheit der sunnitischen Muslime zusammen. Das Weihnachtsfest ist seit 2002 sogar als offizieller Feiertag im ganzen Land anerkannt. Doch in den vergangenen Jahren häuften sich Übergriffe auf die Minderheit. 2010 wurden bei einem Angriff auf ein Weihnachtsfest im oberägyptischen Nadsch Hammadi sechs Kopten getötet, am Neujahrstag 2011 starben 23 Menschen bei einem Bombenanschlag auf eine Kirche in Alexandria. Zuletzt erschossen Unbekannte am Dienstag zwei Polizisten vor einer Kirche im oberägyptischen Minja.


Patriarch Filaret in Kiew (dpa)
Patriarch Filaret in Kiew / ( dpa )

Ägyptens Präsident besucht Kopten (dpa)
Ägyptens Präsident besucht Kopten / ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa